Causa BUWOG: Da fehlt doch ein Name!tun & lassen

Gratulation an die PR-Berater der Raiffeisengruppe

Wer zahlt, schafft an! In dieser Serie wurden die Zusammenhänge zwischen dem Medienengagement der Raiffeisengruppe und dem Erscheinungsbild der österreichischen Presselandschaft bereits wiederholt dokumentiert. Die Causa BUWOG liefert einen konkreten Beleg dafür, dass es kein Zufall ist, wie Printmedien in Österreich mit in die Causa involvierten Institutionen oder Personen umgehen.Am 15. Juni 2004 belebt die schwarz-blaue Bundesregierung den Immobilienmarkt: Die BUWOG und weitere kleinere Wohnbaugesellschaften werden verkauft. 62.500 Miet-Wohnungen, in denen 170.000 Menschen leben, 5,1 Mio Quadratmeter unbebautes Land, 400 Gewerbeimmobilien und 23.000 Parkplätze wechseln den Besitzer. Die Geschichte ist hinlänglich bekannt, der damalige Finanzminister Grasser dealt «supersauber» mit einem Konsortium unter Führung der Immofinanz, die das Bieterrennen mit hauchdünnem Vorsprung gewinnt. Dieser hauchdünne Vorsprung sollte in der Folge Österreichs Gerichte noch jahrelang beschäftigen, nicht nur zivilrechtlich, auch das Strafgesetzbuch liegt auf dem Tisch. Doch darum geht es hier nicht, vielmehr interessiert die Rolle österreichischer Medien.

Im September 2009 fliegt auf, dass die Immofinanz im Zusammenhang mit dem Kauf der Immobilien als Konsortialführer 9,61 Millionen Euronen fließen ließ, die Namen Hochegger, Maischberger und Plech werden einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Weniger bekannt, jedoch nicht geheim, sind die Namen der neben der Immofinanz im Konsortium sitzenden Gesellschaften: die Raiffeisen Landesbank Oberösterreich (RLB OÖ), die Wiener Städtische Versicherungs AG/VIG, die Oberösterreichische Landesbank und die Oberösterreichische Versicherung.

Im Allgemeinen werden Öffentlichkeitsarbeiter dafür bezahlt, dass Personen und/oder Organisationen prominent und mit gutem Licht beleuchtet in der Zeitung stehen. Das muss aber nicht immer so sein: Manche Öffentlichkeitsarbeiter werden dafür geheuert, dass sie Personen oder Firmen in der Berichterstattung nicht zum Thema werden lassen. Den für die Raiffeisengruppe tätigen PR-Beratern ist zu gratulieren, ihnen gelang es, das Giebelkreuz aus der Berichterstattung zur Causa BUWOG herauszuhalten. Wer will schon in einem Atemzug mit den Machenschaften von Grasser in dieser Angelegenheit genannt werden.

Die Austria Presseagentur verfügt über diverse Datenbanken. Besonders interessant ist die apa defacto. In dieser Datenbank werden die Elaborate sämtlicher österreichischer Printmedien im Volltext gespeichert, und diese Ansammlung von Artikeln ist ein hervorragendes Werkzeug, um nachzulesen, wer wie oft zu welchem Thema in der österreichischen Berichterstattung vorkommt. Also: Im September 2009 wird die 9,61 Mio-Zahlung bekannt wird die apa-Datenbank im Zeitraum 09/2009 bis 20. Februar 2012 nach diversen Stichwörtern befragt, ergibt sich für die Bauernselbsthilfe-Organisation ein höchst erfreuliches Bild: Im genannten Zeitraum erschienen in Österreichs Printmedien (Tageszeitungen, Wochenzeitungen, Magazine) insgesamt 4501 Veröffentlichungen mit den Stichwörtern «Grasser» + «Buwog». Wird die Datenbank nach den Stichwörtern «Buwog» + «Raiffeisen» oder «Buwog» + «RLB OÖ» oder «Buwog» + «Scharinger» (Ludwig Scharinger ist Generaldirektor der RLB OÖ) befragt, so weist sie 418 Veröffentlichungen aus. Das heißt: zwischen «Buwog» + «Grasser» und «Buwog» + «Raiffeisen / RLB OÖ / Scharinger» besteht ein Verhältnis 1:11. Werden im Zusammenhang mit der grauslichen Geschichte 11-mal Grasser und die Buwog genannt, so wird nur einmal Raiffeisen den Leser_innen präsentiert.

Betrachten wir das Flaggschiff der Raiffeisen-Medien-Gruppe, den «Kurier» seit 09/2009 bis heute: 484 Veröffentlichungen beinhalten die Stichworte «Buwog» + «Grasser», 176 Artikel sagen etwas über die «Immofinanz». «Raiffeisen / RLB OÖ / Scharinger» werden in ganzen 29 (zwanzigundneun!) genannt. Spätestens jetzt sollten alle Gibelkreuzler für einen fetten Bonus für den Arrangeur dieser Ziffern zu sammeln beginnen.

Österreichs Tageszeitungen insgesamt zeigen folgendes Bild (im oben genannten Zeitraum): 1250 Artikel mit den Stichwörtern «Buwog + Immofinanz», 3.739 Veröffentlichungen die «Buwog + Grasser» beinhalten und 260 Texte mit den Suchwörtern «Buwog» + «Raiffeisen / RLB OÖ / Scharinger».

Der Wiener Medienwissenschafter Fritz Hausjell kommentiert diese Ziffern: «Dass die das Bieterkonsortium anführende Immofinanz sowie der politisch verantwortliche Minister Grasser in Zusammenhang mit der Buwog-Causa bisher am häufigsten in den österreichischen Printmedien thematisiert wurden, ist schlüssig. Zumindest eigentümlich ist aber die vergleichsweise sehr seltene mediale Thematisierung von Raiffeisen. Das sollte dem heimischen Journalismus zu denken geben. Denn es sind nur wenige Blätter, die die Rolle von Raiffeisen in der Buwog-Affäre bisher deutlich über dem sehr geringen Durchschnitt zum Thema gemacht haben: die OÖ. Nachrichten und das Magazin Format, einigermaßen überdurchschnittlich berichteten auch noch das profil und der Standard.»

Es ist schon klar, der Medieneigentümer/Kreditgeber/Inseratenkunde sagt, welche Linie eine Zeitung zu fahren hat, Illusionen braucht sich da niemand zu machen. Aber keinesfalls schadet es, diesen Umstand in Erinnerung zu rufen.