Dannebergpredigt: Ab ins Heimtun & lassen

Diese Zeiten sind zum Glück vorbei: Eltern, am Ende ihrer erzieherischen und emotionalen Fähigkeiten, drohten manchmal ihren Sprösslingen, sie ins Heim zu stecken, wenn sie «nicht brav» waren. «Du kommst ins Heim» war eine Warnung, die sowohl Überforderung als auch Hilflosigkeit, manchmal auch Sadismus ausdrückte. Das «Heim» war Synonym für Abschieben, Wegsperren – aber auch Hoffen auf eine (Er-)Lösung.Im Alter kehrt der Blick zurück. Die vom Abschieben ins Heim bedrohten Kinder sind jetzt erwachsen, und manche pflegen nun ihre gebrechlichen, dementen Eltern. Wie damals ihre Eltern leiden nun die Kinder unter dem Druck unzulänglicher Hilfen und finanzieller Hürden. Am Ende ihrer pflegenden und emotionalen Möglichkeiten ist das Heim ein rettender, vielleicht vernünftiger Anker für alle Betroffenen. Endlich Luft, endlich ein Ausweg aus dem Tränental zermürbender Fürsorge. Der Wegfall des Pflegeregresses zeigt, dass es auch finanzielle Erwägungen waren, weshalb eine Pflege in den eigenen vier Wänden einer Heimbetreuung vorgezogen wurde, bei der das familiär Ersparte geopfert werden musste – eine indirekte Erbschaftssteuer für die Pflege.

Laut Statistik Austria bezogen im Februar bundesweit 458.168 Menschen Pflegegeld. Der erschwerte Zugang zur Erreichung einer Pflegegeldstufe hat die Arbeit betreuender Angehöriger, die zwei Dritteln weiblich sind, nicht gerade aufgewertet. Der nun steigende Andrang auf die Heime macht die Lücke deutlich, die zwischen alternder Gesellschaft, finanzieller Budgetbereitschaft und medizinischer Versorgung klafft. Die von der türkis-blauen Regierung veranschlagten 100 Millionen reichen bei weitem nicht, der Aufstand der Länder, die auf den Kosten sitzen bleiben, ist gewiss.

Die «Königsidee», die 24-Stunden-Pflege finanziell aufzuwerten, geht zu Lasten weiblicher Dienste und am Problem vorbei. Die billigen Arbeitsleistungen slowakischer «24-Stunden-Frauen» sind zwar willkommen, nicht aber ihre daheimgelassenen Kinder, denen nun auch die Familienbeihilfe gekürzt werden soll. Ab ins Heim – mit den Kindern, mit den Alten? Das Dilemma wird an den Nahtstellen zum Leben sichtbar, die vorwiegend durch unterbewertete Frauendienstleistungen zusammengehalten werden.

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