Dannebergpredigt: Calm Downtun & lassen

Guten Morgen im neuen Jahr! Habt ihr alle gut geschlafen? 30 Prozent der Österreicher_innen klagen über Einschlafstörungen. Das Gute daran ist, dass wichtige Ereignisse nicht verschlafen werden können.Etwa der Jahreswechsel. Oder dass Familie Strache zu Neujahr einen Hendrik bekommen hat. Gott sei Dank «kein Kanakenbaby», wurde auf einem (inzwischen gelöschten) Twitter-Account namens fpoe_bgld gehetzt. Dem kleinen Hendrik wünsche ich jedenfalls alles Gute! Schließlich kann niemand etwas für seine Herkunft. Auch wenn der Vater Chef einer rechtsradikalen Partei ist, die Kindern und deren Eltern, die zufällig in Ozeanien oder anderswo zur Welt kamen und bei uns gestrandet sind, das Leben (gelinde gesagt) schwer macht. Sippenhaftung gibt es unter zivilisierten Menschen nämlich nicht.

Überall auf der Welt erzählen Eltern ihren Kindern Einschlafgeschichten. In Syrien ebenso wie in Ghana oder Österreich. Auch immer mehr Erwachsene wollen mit Einschlafgeschichten dem Schrecken dieser Welt entfliehen. Eine US-Firma hat eine eigene App entwickelt, Calm heißt sie. Nächtliches Calm down gelingt mir am besten mit den Känguru-Chroniken von Marc-Uwe King. Oder der Ästhetik des Widerstands von Peter Weiss. Am liebsten ist mir aber eine schöne, ins Ohr geflüsterte Einschlafgeschichte. Doch so, wie man und frau sich nicht die Eltern und den Geburtsort aussuchen kann, ist es auch Glücks- und Bildungssache, welches Märchen wie von wem erzählt wird.

Sollte ich einmal einem Kind, vielleicht einem kleinen Hendrik, eine Einschlafgeschichte erzählen, würde ich die von Wikipedia entlehnte wählen: Kannakermann war im späten 19. Jahrhundert unter deutschen Seeleuten eine verbreitete Bezeichnung für Kameraden aus Polynesien oder Ozeanien. Da diese im Ruf standen, besonders fähige und treue Kameraden zu sein, wurde dieser Begriff sowohl für diese Gruppe meist im positiven Sinne und oft auch als «Ehrentitel» für besonders gute Kameraden europäischer Herkunft gebraucht. Entlehnt ist das Wort vom hawaiischen kanaka für ‹Mensch›, der Bezeichnung der polynesischen Ureinwohner von Hawaii für die Kanaken Neukaledoniens.