Dannebergpredigt: Ein Hauch von Widerstandtun & lassen

An den GIS-Gebühren vorbei in eine schwarze Zukunft zu blicken, hat bei mir einen kleinen Lustkitzel ausgelöst. Ein bissel unkorrekt sein, ein bissel am Gesetz vorbeischrammen ist, wie ohne Ticket fahren, nicht wirklich schlimm, aber ein Hauch von Widerstand in der vor Korrektheit triefenden und verkommenen Welt.Ich schaue einen Abend lang OKTO-TV. Die Brandrede von Oprah Winfrey, die bei Golden Globes für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurde, hat mein Herz erwärmt. «It’s over», schrie die Milliardärin und Meisterin des US-Talks in die aus Protest gegen Hollywoods Sexskandal schwarzgekleidete Hautevolee und erntete Standing Ovations. Die Afroamerikanerin vergaß nicht, ihre ausgebeuteten Schwestern in den Reinigungsfirmen zu erwähnen und erinnerte an den Mut von Rosa Parks, die 1955 in Alabama verhaftet wurde, weil sie sich weigerte, ihren Sitzplatz im Bus für einen Weißen zu räumen. Tränen in den Augen, Kopfnicken, begeistert klatschende Frauenhände. Und auch die paar übriggebliebenen Gentlemen haben sich mitgemeint gefühlt, wie Winfrey bissig bemerkte. #MeToo hat die Herzen im Zentrum Weinstein’scher Verkommenheit erreicht. Von einer neuen Frauenbewegung wird gesprochen und von noch viel mehr: Oprah Winfrey for President bei den nächsten US-Wahlen. Die Rache der Frauen tut gut, aber ein Trump bleibt ein Trampel.

Gut gemeint ist oft das Gegenteil. In Schweden wird sexuelle Kontaktaufnahme mit einer Reihe abtötender Vorschriften bedacht, Lust und Neugier werden vakuumverpackt, Handgriffe und Worte geraten zur Munition für Missbrauch, Erotik wird ins Stundenhotel verbannt. Die Frage der Macht, wer was in welchem politischen Klima macht und machen lässt und welche gesellschaftspolitischen Zustände dies ermöglichen, bleibt unbeantwortet. Der frauenpolitische Aufschrei von #MeToo geht den Schwarz-Blauen hierzulande am Arm vorbei. Die harte Hand des Gesetzes, die gerade umgebaut wird, hat verstärkt Frauen im Griff konservativer, rechter Werte. So gesehen werde ich den Verdacht nicht los, dass #MeToo als Nebelvorhang vor anderen Sauereien in unserer Gesellschaft hochgezogen wird.