O Schreck, der Nikolo ist weg! Hat etwa der böse Krampus dem Heiligen Nikolaus den Garaus gemacht? Ein atheistischer Eiferer? Oder ein «Muselman»?
«Nikolo-Hausverbot: Zwettl wehrt sich», so der Aufmacher der «Bezirksblätter»(Ausg. 48), die gratis an die Haushalte im Waldviertel verschickt werden. Eine Schweinerei! Wir, die Fleißigen und Braven, lassen uns doch nicht unseren Nikolo klauen! «Kindergärten und Eltern wollen Tradition im Advent festhalten.» Neugierig, wer denn verbietet, blättere ich ins Innere der Zeitung. In dem zweiseitigen Artikel wird der «Höhepunkt im Jahr» mit der «gelebten Tradition» gelobt. Von einem Hausverbot erfahre ich nichts. Auch die Kindergartenleiterin in Grafenschlag sagt: «Selbstverständlich feiern wir das Nikolausfest!»
Trotz gerichtlicher Feststellung, dass es sich beim Nikolo-Verbot um eine Fakemeldung handelt, geistert sie weitherin – und auch längst nach dem Nikolofest – durch den virtuellen Raum. Facebook & Co. haben den Hashtag nicht vom Netz genommen. Wer das reingestellt hat, kann nur vermutet werden. Damit werden Vorurteile befeuert: Unsere Kultur wird uns weggenommen, unser Brauchtum wird verschandelt, lasst euch das nicht gefallen, mir san mir. So werden «alternative Fakten» (Unwort des Jahres 2017) geschaffen. Auch die «Bezirksblätter» haben in ihren darauffolgenden Ausgaben diesen «Vollholler» (österreichisches Wort des Jahres) nicht berichtigt.
Aus der Nazizeit wissen wir, wie unverschämt Brauchtum missbraucht wurde. Liebgewonnenes Liedgut wurde mit anderen Texten unterlegt und für ideologische Zwecke umgedichtet. Wir aber lassen uns unser Brauchtum nicht missbrauchen, auch wenn wir nicht an den Weihnachtsmann glauben. Am Tag X (Infos: tag-x.mobi) wir der Nikolo poltern: «Hallo, i bims!» (Jugendwort des Jahres 2017), und wir werden scheinheilig antworten: «Kommet ihr Hirten, ihr Männer und Frauen – Widerstand im ganzen Land – fürchtet euch nicht!»