Dannebergpredigt: Prima Klimatun & lassen

Im Freien sitzen. Ein Buch lesen. Sonne, warmer Wind. Die Gartenrestaurants bedauern, Tische und Stühle bereits eingewintert zu haben, das Geschäft mit Kaffee und Kuchen wäre bombig. Die Wespen schwärmen aus, der Kastanienbaum vor meinem Fenster blüht ein zweites Mal in diesem Jahr. Am 9. November wurden in manchen Teilen Österreichs rekordverdächtige 24 Grad plus gemessen. Die Nächte sind mild, es ist der heißeste November seit 1761, wird gesagt. Ist doch prima, das Klima.Wie im sonnigen Süden wird das Waldviertel Weinregion, Obdachlose und Flüchtlinge müssen die kalten Nächte nicht fürchten, niemand erfriert, so kostensparend wie jetzt war das Heizen lange nicht. Die Winterdepression ist vorerst chancenlos. Keine Sorge, solche Klimaausrutscher hat es immer schon gegeben, sagt meine Freundin, Angstmache, denk an die Eiszeit.

Wenn die Erderwärmung nicht gestoppt wird, steigt die Zahl der in extremer Armut lebenden Menschen bis 2030 um weitere hundert Millionen, sagt die Weltbank, dieser Geld- und Machtapparat, der nicht zimperlich ist bei der Vergabe von Krediten für fragwürdige, menschenrechts- und umweltfeindliche Mega-Entwicklungsprogramme. Besonders stark von den Folgen einer gescheiterten Klimapolitik wird Afrika betroffen sein, der Klimawandel kann zu einer deutlichen Erhöhung der Lebensmittelpreise führen. In Afrika geben die ärmsten Haushalte 60 Prozent ihrer Ausgaben für Lebensmittel aus. Auch in Indien könnten laut Weltbank-Expert_innen durch den Klimawandel, durch Erschütterungen der Agrarwirtschaft und eine schnellere Ausbreitung von Krankheiten 45 Millionen Menschen in extreme Armut geraten. Sogenannte Wirtschaftsflüchtlinge sind vorprogrammiert.

Der UNO-Klimagipfel, der am 30. November in Paris beginnt, will ein neues weltweites Klimaabkommen zur Reduzierung von Treibhausgasen aushandeln. Österreich ist besonders säumig, was die Klimaziele bis 2020 anlangt: Der CO2-Ausstoß stieg um 1,2 Prozent. Es wird ein harter Winter, meint mein Enkelkind, die Tiere verhalten sich so eigenartig. Und erst recht die Menschen, sage ich.