Dannebergpredigt: Sonderbare Bildungtun & lassen

In dem Film «Soweit ich kann», in dem Herbert Link den Weg von pflegenden Angehörigen nachzeichnet, schildert eine Mutter den nervenaufreibenden Kampf um Zugehörigkeit ihrer Tochter zum höheren Bildungssystem. Das Mädchen, im Rollstuhl, sollte statt in die Bundesschule in die Sonderschule abgeschoben werden, weil Zivildienerstellen eingespart wurden. Das Innenministerium hatte das Problem stur ignoriert, und erst das beharrliche mediale Öffentlich-Machen vor drei Jahrzehnten brachte die Schlagzeile: «Olivia darf bleiben.» Olivia, spastisch gelähmt, wurde Datenverarbeiterin. Die geistige Pflege anzuregen sei genauso wichtig wie die körperlich Fürsorge, meint die Mutter in dem Film (avp-link@chello.at).Bis heute hat sich nichts Wesentliches am Problem geändert: Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen. Gesellschaftliche Normen, budgetäre Mittel und Herkunft entscheiden über gute oder schlechte Leistungen. Nicht Talente und Fähigkeiten, die es zu fördern gilt, zählen. Vor allem sind strukturelle und finanzielle Hürden geblieben, die es verunmöglichen, allen Kindern gleiche Startmöglichkeiten im Bildungssystem zu geben. Sonderschulen sind das Auffangbecken für alle, die den elitären Leistungskriterien nicht entsprechen. Bildung durch Exklusion? Ein sonderbares Bildungssystem, das Kinder zurücklässt und auf deren Fähigkeiten eine Gesellschaft verzichtet.

Österreich verstößt mit seiner Sonderschulregelung gegen die UN-Konvention für Menschen mit Behinderung: Jedes Kind – einschließlich Kinder mit Behinderung – hat das Recht, auf die Schule seiner Wahl zu gehen. In Österreich besuchen 48 Prozent der 27.800 Schüler_innen mit einem sogenannten «sonderpädagogischen Förderbedarf» eine Sonderschule. Die Abschaffung dieser Schulform stößt auf interessensgeleiteten Widerwillen und kann nicht allein den Lehrkräften umgehängt werden. Dafür braucht es entsprechende räumliche, pädagogische und finanzielle Ressourcen.

Kein Geld für Inklusion? Ich predige: kein Wille. Für Exklusion ist es schnell zur Hand. Das Bundesheer wurde gerade mit zusätzlichen 1,3 Milliarden Euro ausgestattet – für die Abschottung von Flüchtlingen.