Vor kurzem schrieb ich unter dem Titel «Sternschnuppen» über die wunderbare Hilfsbereitschaft der Zivilgesellschaft in der Flüchtlingsfrage, die der Politik weit voraus ist. Und ich schrieb über die radikalverbale Abschottungsgesinnung eines Nachbarn im Waldviertel, der seiner Angst vor einem unüberschaubaren Flüchtlingsstrom Luft machte: «Die bringen wir nie wieder los», meinte er, und sollten wir Flüchtlinge ins Dorf bringen, würde er den ganzen Ort gegen uns mobilisieren.Am ersten Adventsonntag hat meine Freundin «ihre Flüchtlinge» zum Essen eingeladen. Wir leben in so einer Art Hausgemeinschaft in der Nähe von Horn, und meine Freundin, die mit ihrer Familie als einzige von uns fix dort wohnt, hat die Patenschaft für eine Familie aus dem Irak übernommen. Zu fünft kamen sie, zwei Mädchen, ein kleiner Bub und Vater und Mutter. Sie leben seit fünf Monaten im «Haus Helina», das in kurdischer Sprache so viel wie «Nest» bedeutet. Mit Gesten haben wir uns zunächst verständigt. Dann aber war ich erstaunt über die Deutschkenntnisse der beiden Mädchen und ihrer Eltern, ja, sie würden einen Sprachkurs machen. Die Mädchen gehen in Horn zur Schule, eines besucht das Gymnasium. Ihr kleiner Bruder im Kindergartenalter hatte keine Verständigungsprobleme, er spielte mit der Katze, fauchte und miaute und krabbelte katzenartig herum, an seinem leuchtenden Gesichtchen haben wir ablesen können, was er sagten wollte. Der Vater erklärte uns, sie hätten jetzt einen positiven Asylbescheid erhalten. Sie würden alle gerne im Waldviertel bleiben, die Menschen hier seien so freundlich und hilfsbereit. Das ist sicher auch Resultat der Initiativen hier, der freiwilligen Helfer_innen und der Informationsveranstaltungen, die vielen Einheimischen die Angst genommen haben vor den Fremden.
Das «Haus Helina» hieß früher Stephansheim und war ein Pflegeheim. Meine demenzkranke Mutter war vor ihrem Tod manchmal dort in der Tagesbetreuung. Heute bietet es 100 Flüchtlingen Unterkunft. So fallen Sternschnuppen in der Weihnachtszeit, der Kreis schließt sich: Wir haben Flüchtlinge ins Dorf gebracht, und nichts ist geschehen.