Dannebergpredigt: Was wurde aus …tun & lassen

… den Singles? Heute verbinden meine Enkel mit diesem Wort allenfalls Internetforen, wo einsame Menschen herumsurfen für bessere Paarungszeiten. Oder mit Menüangeboten für Alleinlebende, etwa Seniorenteller. Oder mit kleinen Wohnungen ohne Familienanschluss.

Mich erinnert das Wort Single an die kleinen, runden Scheiben. Ich hatte vor einem halben Jahrhundert echte Beatle-Singles! Heute ein Vermögen wert. Dann kamen Langspielplatten. Herbert v. Karajan sagte den LPs den Tod voraus, weil CDs die Musikwelt erobern würden. Da hatte er nur für ein paar Jahrzehnte Recht, denn Langspielplatten sind wieder sehr gefragt, und die Tontechnik produziert emsig Plattenspieler von hoher Tonqualität. Auch den Tonbandkassetten, tausende lagern in verstaubten Ecken, werden bessere Zeiten vorausgesagt.

Was wurde eigentlich aus dem Klammeraffen? Dieses kindisch-zärtliche Wort wurde durch Ät, also @ ersetzt. Das klingt sachlicher. Distanzierter, auch wenn heute ungleich mehr geklammert wird an den PCs als damals in den Anfängen der Computerwelt. Vielleicht sagen wir irgendwann einmal Ätsch, geschieht uns recht, wenn wir uns selbst in den digitalen Welten als Fremde gegenüberstehen und uns die Wirkweisen dieser Welt trotz Informationsüberfluss fremd sind?

Meine Enkelkinder lächeln über mich Alte. Meine Mutter hat in den 50er Jahren Plastiksackeln zur Wiederverwendung ausgewaschen. Auch ich habe gelächelt. Ich habe den Plastikmüll am Donaudelta gesehen. Ich bin nicht technikfeindlich. Ich schätze technikfreundliche Unterstützung im Alter. Aber muss das nun wirklich eine computergesteuerte Plastikrobbe in einer Pflegeeinrichtung sein, damit alte Menschen den Hauch von Zärtlichkeit verspüren? Ich schreibe Briefe an mir wichtige Menschen heute wieder öfter mit der Hand. Und ich habe wieder meine alte Analogkamera hervorgeholt, die mir einen genaueren Blick ermöglicht und mich nicht zwingt, schnell, schnell, weil billig, billig, billig auf den Auslöser zu drücken. Was passiert eigentlich mit den vielen Dias und CD-gespeicherten Urlaubsfotos? Schaut die sich irgendwer an? Meine Enkel werden mich verfluchen bei deren Entsorgung.

Ich möchte für mich ein Maß finden für Fortschritt und Rückschritt.

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