«Das bin halt ich»vorstadt

Ksenija Dimitrijevic [Foto: (c) Mario Lang]

Lokalmatador:in No. 530

Ksenija Dimitrijevic überprüft Messgeräte für Nahverkehrszüge.

Vom Eingangstor in der Ruthnergasse führt unser Fußweg mit der gebotenen Vorsicht über mehrere Gleise, an abgestellten Nahverkehrszügen vorbei. «Train Tech Floridsdorf» wird diese Dienststelle der Österreichischen Bundesbahnen genannt. Hier bekommen täglich gut zwanzig Zuggarnituren vereinfacht gesagt ein Pickerl für ihre Weiterfahrt. Dafür werden ihre technischen Einrichtungen einer eingehenden Prüfung unterzogen.

Verantwortung

Geprüft wird mit unterschiedlichen Messgeräten. Auch die müssen regelmäßig kalibriert (auf ihre Messgenauigkeit überprüft) werden. Das erledigen ÖBB-Mitarbeiter:innen wie Ksenija Dimitrijevic. Sie begrüßt uns gut gelaunt im ebenerdigen Besprechungsraum einer Werkhalle. Mit ihren 25 Jahren trägt die Fertigungstechnikerin einiges an Verantwortung. Doch das scheint sie nicht zu belasten. «Ich mache diesen Job sehr gerne», eröffnet sie. «Und wenn man Dinge gerne macht, kann man sie auch gut machen.»
In ihrem Büro im ersten Stock dokumentiert und vergleicht sie verschiedene interne und externe Messergebnisse. In der Werkstatt kann sie jederzeit auch selbst Messungen durchführen. Getestet wird übrigens weit mehr, als man sich als Fahrgast vorstellen mag: Vom Druck der Türen beim Öffnen und Schließen über den Druck in den Klimaanlagen bis hin zur Software der Zugmaschinen. Auch jene, die für «die Eisenbahn» arbeiten, stoßen täglich auf Neues.
Ksenija Dimitrijevic, drittälteste Tochter eines deutschstämmigen Serben und einer bosnischstämmigen Deutschen, war schon als Kind gefordert, sich öfters auf neue Situationen einzustellen: In Bern geboren, übersiedelte sie als Dreijährige mit ihren Eltern von Bern nach Düsseldorf. Weitere Stationen ihrer frühen Reise: «Mit sechs kam ich nach Liesing, mit acht nach Mödling, mit neun in den 15. Bezirk.»

Veränderung

Die mehrfachen Orts- und Schulwechsel dürften sie aber eher bestärkt haben: «Ich merke schon, dass ich mich in neuen Umgebungen nicht unbedingt unwohl fühle.» Und sie wusste immer schon sehr genau, was sie will und was ihr weniger zusagt. So waren die Mutter eines Mädchens, das lieber mit Werkzeugen hantierte, als mit Puppen zu spielen, und ihr Klassenvorstand in der HTL in der Spengergasse «nicht so begeistert», als sie in der zweiten Klasse erklärte, dass sie die Schule zwar cool findet, aber lieber etwas Handfestes machen und daher eine Lehre bei den ÖBB beginnen möchte.
Alle Versuche, sie umzustimmen, waren zwecklos. Im Rückblick sagt Ksenija Dimitrijevic: «Meine drei Schwestern, mein Bruder und ich wurden so erzogen, das zu tun, was sich richtig anfühlt.» Ihre Mutter wusste daher bald, dass gegen den Willen ihrer Tochter wenig auszurichten ist. Tochter Ksenija lächelt heute: «Das bin halt ich.»
In der ÖBB-Lehrwerkstatt muss sie dann gut gelernt und gearbeitet haben. Sonst hätten ihre Vorgesetzten sie nach der Lehrzeit nicht weiterbeschäftigt. Ein halbes Jahr ließ man sie Erfahrungen im Wartungsteam sammeln. Dann arbeitete sie zwei Jahre lang in einem Projekt, in dem es darum ging, die in der Werkstatt in Jedlersdorf zusammengebauten neuen Cityjets mit elektrischem Innenleben auszustatten. Für die junge Technikerin «eine schöne, spannende Zeit. Wenn irgendwo etwas nicht richtig verkabelt war, begann für uns die Fehlersuche. Solange bis wir den Fehler gefunden hatten.»
Seit ihrem zwölften Lebensjahr spielt die Eisenbahnerin ebenso passioniert Fußball, auf hohem Niveau. Wäre sie nicht vom Corona­virus und von einer langwierigen Gelenksverletzung gestoppt worden, wer weiß, vielleicht käme die Innenverteidigerin beim Wiener Sport-Club noch besser zur Geltung.
Der Teamsport war für sie ein Lehrmeister: «Durch den Fußball habe ich gelernt, in Stresssituationen einen kühlen Kopf zu bewahren.» In Kooperation mit anderen ist sie zu einer Teamplayerin gereift, zugleich sei sie aber auch in der Lage, «schwierigere Aufgaben alleine zu lösen».

Vermittlung

Wenn sie wer fragt, wie sie das alles in jungen Jahren geschafft hat, gibt sie folgenden Gedanken preis: «Wichtig ist, dass man sich selbst etwas zutraut. Weil man hat nur dieses eine Leben.»
Eine wie Ksenija Dimitrijevic gibt sich auch nicht zufrieden mit dem bisher Erreichten. Bei den ÖBB möchte sie bleiben, eine Führungsposition könnte sie sich gut vorstellen: «Ich bin weiterhin sehr lernbereit, werde diesbezüglich auch von meinen Mentor:innen gut unterstützt.» Und vielleicht wird sie ja auch als Fußballerin noch mehr von sich reden machen.

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