Lyrik von Peter Kaiser
Das Gedicht vom Licht
Kalt ist es geworden zwischen den Menschen und – kaum glaublich – noch kälter.
Es ist die Wärme der Gemeinschaft entwichen, zum Wohle fragiler Immunitäten.
Wir schützen uns einzeln und gegen einander in den sterilen Räumen der Demokratur.
Ein poetischer Stoff wäre zu weben, zu umhüllen und wärmen die empfindsamen Triebe der Träume am Morgen.
Was vom Tage sonst bliebe? Der Glanz von Metall und der Krach von Maschinen; Verbote zu denken über Grenzen hinaus.
Wollen wir so leben? Frage ich Dich heute und morgen: Wollen wir so leben?
Haben wir uns und die Welt aufgegeben um der Sicherheit willen, zugunsten des bequemeren Scheins?
Wenn wir das Leben uns denken wollen ohne den Tod, leben wir bloß ein langsames Sterben.
Wenn wir uns scheuen Fenster und Türen dem Tode zu öffnen, bleibt uns ein Siechtum im lichtlosen Raum.
Das Licht in den Augen des Kindes strahlt aus anderen Welten; es erlischt in den trüben Bunkern des ängstlichen Ich.
Sternenlicht will ich bewahren, in hohler Hand, beim Gang durch mein Leben, rund um mein Grab.
Ich will es bewahren zwischen der Schwärze gedichteter Zeilen, am Grunde des Wirrsals meiner Gedanken.
Frag nicht, blick in die Augen der Kinder, blick übers Land in die Weite.
Frag nicht, blick bei Tag zu den Wolken und nachts zu den Sternen.
Dann erst blicke hinab und frage: Ist es erloschen, in meiner Hand, der hohlen, das wärmende Licht?