Das Geld fließt in die Ausbildung der Töchtertun & lassen

AUGUSTIN-Verkäuferin Florica

Eine sehr gute Freundin hat mir geholfen, nach Wien zu kommen. Wir stammen beide aus Rumänien, meine Freundin aus dem Landkreis Dâmboviţa, ich aus dem Kreis Argeș (beide Landkreise zählen zur Region Walachei, Anm.).

Foto: Lisa Bolyos 

Von dieser Freundin abgesehen habe ich hier nicht viel Kontakt zu anderen Menschen aus Rumänien. Treffe ich auf Landsleute, gibt es das Bedürfnis, uns über unsere Probleme auszutauschen. Natürlich sprechen wir auch über angenehme Themen, ich erzähle dann gerne von den guten Ergebnissen meiner Kinder in der Schule.

Ich habe drei Töchter im Alter von 9, ­14 und 18 Jahren. Die beiden jüngeren leben bei meinem Vater, also ihrem Großvater – meine Mutter ist schon verstorben. Seit knapp über einem Jahr ist nun auch mein Mann in Wien, er arbeitet am Bau.

Ich möchte meinen Töchtern eine gute Ausbildung ermöglichen. Das ist vor vier Jahren auch der Grund dafür gewesen, von Zuhause wegzugehen. In Rumänien hatte ich keine Aussicht auf regelmäßige Arbeit, denn ich habe nur acht Jahre Schule hinter mir und kann keine Fremdsprache. Meine älteste Tochter ist jetzt in der zwölften Klasse

(zugleich das Maturajahr, Anm.) und möchte später Wirtschaftswissenschaften studieren.

Alle sechs bis acht Wochen fahre ich zu meinen Kindern und bleibe für zwei bis drei Wochen bei ihnen. Meine größte Freude ist es, für sie zu kochen – das ist für mich keine Arbeit. Meine Mädels mögen vor allem Pommes und Tomatensalat, aber auch Backhenderl mit Gemüse.

In den ersten beiden Jahren verkaufte ich den Global Player (ebenfalls eine Straßenzeitung mit Sitz in Wien, Anm.), nun bin ich seit zwei Jahren beim AUGUSTIN und habe einen Standplatz vor einem Supermarkt im 20. Bezirk. Ein fixer Job wäre mir lieber, aber der Straßenzeitungsverkauf hilft auch weiter, um meinen Kindern die Ausbildung zu finanzieren.

Hier in Österreich sind die Menschen sehr gebildet und kontaktfreudig. Natürlich gibt es auch Vorurteile uns Rumänen gegenüber, aber durch den Verkauf einer Straßenzeitung kann man sich etwas austauschen. Auch das, was ich bisher vom Land gesehen habe, gefällt mir gut. Alles ist relativ sauber, der Müll wird recyclet, und das Zusammenleben läuft geordnet ab.

Protokoll: Reinhold Schachner