Albanien: wo Politik und Architektur traditionell eng verknüpft sind
Nach der Personale zur bulgarischen Architektin Stefka Georgieva ist der Ausstellungsreihe Architektur im Ringturm unter dem Kurat von Adolph Stiller der nächste große Wurf gelungen: Albanien – Bauen im politischen Kontext der Jahrzehnte, wie der Titel der Schau lautet.
Albanien wird im Begleittext als «Europas Terra incognita» bezeichnet. Etwas freier formuliert könnte man sagen «Europas skurrilstes Land». Als Beleg dafür lassen sich drei in der Ausstellung gezeigte Fotostrecken heranziehen: eine zu den mindestens 170.000 Schutzbunkern des Landes, eine zu «formlosem» Städtebau und eine zu (aufgelassenen) Kiosken am Strand.
Dieses an der südlichen Adria gelegene Land war lange geprägt von einem totalitär und außerordentlich paranoid agierenden kommunistischen Regime, daher auch die vielen Bunker. 1990 kam es zum Sturz des Regimes, und mit der Demokratisierung blühten Privatisierungen – extrem ungeregelt – auf, was sich auch in der Stadtentwicklung stark widerspiegelt: Es wurde nur so drauflosgebaut, mehr oder weniger planlos und oft gar ohne Bewilligungen – im Großen wie im Kleinen. Und viele Menschen haben durch den politischen Wandel ihre ökonomischen Sicherheiten verloren und mussten bzw. müssen sich noch immer irgendwie durchschlagen, etwa indem sie in touristischen Gebieten mit hoher Improvisationskunst Kioske errichten und betreiben. Möge Albanien nicht länger ein «Terra incognita» bleiben.
Bis 22. November bei freiem Eintritt
www.airt.at