Literatur
Am 8. Mai 1945 endete der 2. Weltkrieg. Um dieses Datum herum beginnt die Handlung von Heimatsuchen, dem 2. Band einer Trilogie von Ilse Tielsch. Wie in Band eins Die Ahnenpyramide geht es um Fragen des Erinnerns und Familiengeschichte als individuelle und gleichzeitig historisch eingebettete Entwicklung anhand der Biografie des Mädchens Anni. In Heimatsuchen, das nicht als klassische Fortsetzung konzipiert ist, verlässt die 16-jährige Anni in den letzten Wochen des Krieges ihren mährischen Heimatort in Richtung Oberösterreich. Als nach Kriegende die Vertreibung der deutschen Bewohner_innen im Sudentenland beginnt, fliehen die Eltern und leben vorerst in Niederösterreich. Bis die Tochter und die Eltern wieder zusammenkommen, wird noch geraume Zeit vergehen. Bis sie in diesem Land angekommen sein werden, wird noch viel mehr Zeit vergehen.
Vielstimmig und auf mehreren Erzählebenen zeichnet Ilse Tielsch, die selbst aus dem Sudetenland stammt, die Schicksale der in Österreich vielfach unbeliebten Geflüchteten nach, ohne die Fluchterfahrung auf das Podest der Einzigartigkeit zu stellen. Das Buch erschien erstmals 1982, und Ilse Tielsch verweist immer wieder auf das damalige Zeitgeschehen, u. a. auf die Situation geflüchteter Menschen aus Polen.