Das Leben ist ein Tanztun & lassen

Augustinerin Cornelia Scheuer

Für vieles in meinem Leben muss und musste ich kämpfen, da trifft es sich gut, dass ich einen Dickschädel habe. In den 80er-Jahren habe ich eine Hauptschule für behinderte Kinder besucht, und als ich danach auf ein Gymnasium wechseln wollte, rieten mir die Lehrer_innen davon ab, obwohl ich lauter Einser hatte. Meine Mutter telefonierte für mich alle Schulen durch, bis sie eine fand, die barrierefrei war und mich aufnahm. Ein großer Moment! Ich machte Matura und begann danach Theaterwissenschaften zu studieren. Aber die Umwege, die ich fahren musste, um in den Lehrsaal zu gelangen, haben mich so ermüdet, dass ich abgebrochen habe.
Vielleicht liegt hier der Ursprung dafür, dass ich die Kolumne Barrierefrei für den AUGUSTIN schreibe (erscheint in jeder ungeraden Nummer, somit in dieser auf S. 21). Schon seit 2016 sollte es in Österreich keine diskriminierenden Einschränkungen für Menschen mit Behinderungen geben. Wenn es dennoch so ist, dokumentiere ich das, zeige aber auch positive Beispiele. Um meiner Laune willen ärgere ich mich selbst nicht über jede einzelne Stufe. Jenen, die sich diskriminiert fühlen, gebe ich den Tipp, beim Sozialministeriumservice eine Schlichtung zu beantragen. Bei einem Gespräch mit dem Besitzer des Bauwerks oder des Betriebs werden dann Maßnahmen vereinbart, um den diskriminierenden Umstand zu entfernen. Ich habe unter anderem den Flughafen Wien geschlichtet.
Nur weil ich Rollstuhlfahrerin bin, so scheint es, kann ich nur im Kämmerlein und am Computer sitzen, aber ich bin ein neugieriger Mensch und reise gerne. Ich will zum Beispiel nächstes Jahr nach Afrika. Wer Bevormundung zulässt, wird im Leben nicht weit kommen. In meiner Tätigkeit für den Verein BIZEPS unterstütze ich darum andere Menschen darin, ebenso selbstbestimmt zu leben wie ich selbst. Doch meine Leidenschaft ist seit jeher der Tanz und die Schauspielerei. Seit vielen Jahren arbeite ich mittlerweile als selbstständige Performance-Künstlerin – meinem Dickschädel sei Dank.

Protokoll und Foto: Nina Strasser