
Das Nashorn
Der breiteste Fluss auf der Welt,
Überschwemmt noch dazu,
Wer hat – Lebensgefahr für jedermann und alles –
Wer hat da auf einmal noch Zeit und Aufmerksamkeit übrig,
Zu fragen, wo das Nashorn ist,
Und wo die langgezogene Insel?
Aber es stimmt: Der oberste Teil von dem Kopf mit Auge und Horn
Ist leicht zu verwechseln mit einer langgezogenen Insel,
Auf der Gebäude und Tempel sind
Misst das Auge in Gefahr den Abstand zum Herzen
Blitzlicht in dem Auge gespiegelt
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Frosch
In der Nacht, wenn du stillstehst,
irgendwo in dem hohen Gras, neben dem Mangobaum, zum Beispiel,
kannst du auf einmal einen Frosch
hoch durchs Gras springen hören,
unerwartet,
eigentlich nicht in dem Gitterseil von dem «Poesie-Netz» zu fangen –
auf Anhieb schon unwichtig
Wie viele Kugelschreiber hinterlassen wir nicht an so vielen Orten, wo –
Die Städte werden groß
Auf Kosten von den vergessenen Bankkonten der Gestorbenen und Sonstwohingereisten
Gold in vergrabenen Kupfertöpfen,
die nur als Glückstreffer ausgegraben werden
Hyänen rufen einander herbei
und singen nach dem Essen
Das Geräusch, hoch in dem Gras, das von dem springenden Frosch!
Bekommen wir das Geräusch gratis zu der Form geliefert,
oder die Form zu dem Klang?
Aus: Ruud van Weerdenburg: Bienenmantel. Gedichte
Löcker Verlag, 2020