Literatur
Ein abgehalfterter Schriftsteller, einst Bestsellerautor, versinkt in einem Sumpf aus Selbstmitleid und Schreibblockade. Er lässt sich gehen. Seine Frau, die sich von ihm getrennt und einen jüngeren Lover zugelegt hat, dümpelt in der grellen Oberflächlichkeit der Modebranche vor sich hin. Einzig die gerade erwachsen werdende Tochter Zoey und ihr Bruder Spin gehen wahrhaftig und tough durchs Leben. Sie halten zusammen wie Pech und Schwefel. Als der Autor Briefe einer ihm Unbekannten, die an seinen Vormieter gerichtet sind, öffnet und sie für einen neuen Roman nutzt bzw. für eigene Zwecke missbraucht, zieht er sich damit aus dem Sumpf und feiert ein Comeback, indem ausgerechnet er, ein unverbesserlicher Macho vor dem Herrn und erfahren in sexueller Nötigung, sich damit an die soeben aufkeimende #MeToo-Bewegung anschleimt. Das Licht ist hier viel heller spielt wieder, wie auch schon Mareike Fallwickls Romandebüt Dunkelgrün fast schwarz überwiegend in der Salzburger Kleinstadt Hallein. In diesem Mikrokosmos seziert die Autorin vorder- und hintergründige, komplexe und berechenbare menschliche Beziehungen mit dem scharfen Skalpell des Sarkasmus. Im Ausleuchten unterschiedlicher Perspektiven
gelingt Fallwickl souverän eine abgründig-vergnügliche Belletristik.
Mareike Fallwickl: Das Licht ist hier viel heller
Frankfurter Verlagsanstalt 2019, 384 Seiten, 24 Euro