Das umgedrehte Planquadrattun & lassen

Freitag der Dreizehnte: Intervention am Praterstern

«Der dickste Fisch ging den Polizisten am Praterstern ins Netz. Dort beobachteten die Beamten einen Drogendeal und verfolgten den 18-jährigen Dealer. Der Teenager versuchte zu flüchten, doch in der Großen Stadtgutgasse war Schluss mit lustig. Die Polizisten filzten den Mann, fanden Marihuana, Cannabisharz, eine Suchtmittelwaage sowie Bargeld. Der Gefasste sitzt nun hinter Gittern.»

So war es kürzlich in einem unserer Boulevardblättchen zu lesen. Es informierte auch, dass an dieser zweitägigen Planquadrat-Aktion der Wiener Polizei «weit über hundert Beamte» beteiligt waren.

Ein unabhängiger Journalist, eine nachdenkliche Journalistin hätte folgende Fragen gesellt: Was kostete diese massive Polizeiaktion gegen «unerwünschte» soziale Milieus in der Stadt? Wer beauftragte sie? Wenn ein 18-jähriger Haschischdealer der «dickste Fisch» war, den die Polizei fassen konnte: Besteht hier nicht ein krasses Missverhältnis von Kontroll-Aufwand und Kontroll-«Erfolg»? Besteht die «Sensation» dieser umfassenden Amtshandlung in der Verhaftung eines jugendlichen Delinquenten oder nicht vielmehr in der fortschreitenden Kriminalisierung eines «Suchtmittels», das in Österreich von Hunderttausenden konsumiert wird und in Ländern und Städten mit aufgeklärter Drogenpolitik längst straflos erhältlich ist? Ist die Polizei in der Verfolgung großer Verbrechen so erfolglos, dass sie einen jugendlichen Hanffreund in ihre Statistik der «dicksten Fische» stellt? Ist es ein gesellschaftlicher Auftrag an die Polizei, Jugendlichen die Existenz zu zerstören, indem man sie wegen einer Droge, die zu den flächendeckend verbreitetsten zählt, ins Gefängnis steckt? Wird sogar der Besitz einer Waage zum Delikt erklärt, mit der man zwar jedes Lebensmittel wägen kann, das aber von Polizei und Kriminaljournalist_innen als Suchtmittelwaage definiert wird?

Ein Planquadrat, vor dem sich niemand ängstigen muss, schon gar nicht jene Menschen, die von der Polizei als «dicke Fische« gehandelt werden, inszenieren die Augustin-Verkäufer_innen am Freitag, dem 13. Jänner im Rahmen der traditionellen F13-Aktion. Während dieses Happenings gibt es Konzerte des Stimmgewitter Augustin vor den Überwachungskameras am Bahnhof Praterstern.

Leserinnen und Leser des Augustin sind herzlich eingeladen, mitzumachen.

Treffpunkt: 13. Jänner 2017, 13 Uhr vor dem Haupteingang des Bahnhofs Praterstern.

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