(eine etwas andere Weihnachtsgeschichte)
«Pfff, das war knapp!»
hörte der Engel neben sich.
Er blickte nach links
zu dem Berg Vanillekipferl
auf einem – zugegeben – kitschigen Weihnachtsteller
und sah es:
Ein schweißgebadetes Vanillekipferl,
das nochmals murmelte:«Pff, das war knapp!».
«Was war knapp?» fragte der Engel.
«Na, dass ich der dicken Berta entkommen bin!»
entrüstete sich das Kipferl.
(Die dicke Berta war ein kleines dickliches Mädchen,
das für sein Leben gern Vanillekipferl aß. Aß? Nein,
es stopfte diese regelrecht in sich hinein!)
«Naja, du bist ja auch schön rund, mit Puderzucker bestreut und weich»
entgegnete der Engel.
«Findest Du?» sagte das Kipferl.
Etwas eitel sah es an sich hinab und meinte stolz: «Ja, du hast recht – ich
bin eben ein richtiges Vanillekipferl».
«Soso, gibt’s auch falsche?» brummte der Engel.
«Nja, nicht direkt falsche», entgegnete das Kipferl,
«aber dünne, harte, zerbröselte und welche, die nicht
so gut schmecken wie ich».
«Na, dann kannst du ja mit dir zufrieden sein, oder?»
meinte der Engel.
«Ehrlich gesagt, bin ich sehr zufrieden!» juchzte das Kipferl.
«Schön, wenigstens einer von uns ist zufrieden. Ich bin es nicht!». Der Engel
klang ärgerlich.
«Wieso?» fragte das Vanillekipferl erstaunt.
«1 x im Jahr werde ich aus der Kommode geholt, entstaubt und neben einen Teller mit Weihnachtsgebäck gestellt – wie langweilig!» resümierte der Engel.
«Ich kann dich gut verstehen und das tut mir sehr leid für dich. Mein Leben ist viel interessanter, wenngleich mich die dicke Berta eines Tages doch verschlingen wird», verkündete das Vanillekipferl.