«Das ist doch kein Alzheimer! Das passiert doch jedem!», ruft der Partner von Margrit Lutz erzürnt. Schon als Kind hat er davon geträumt, mit «dem Gritli» zusammen zu sein, und so kam es auch: eine jahrzehntelange Liebesbeziehung, eine Ehe mit drei Kindern, gemeinsame Arbeit, gemeinsames Haus, gemeinsames Glück. Und plötzlich fängt Margrit an, Dinge zu vergessen. Haushaltsgeräte zu verwechseln. Menschen nicht wiederzuerkennen. Und Manfred Lutz bekommt es mit der Angst zu tun.
Wie die Familie Lutz sich auf den anstrengenden, jedoch lohnenden Prozess einlässt, mit Margrits Krankheit zu leben, ist eine der Geschichten, die Irene Leu in ihrem Buch Mit Demenz gut leben – aber wie? schildert. Auch Leu ist darin Protagonistin: Als Psychiatrie-Krankenschwester und Dementia-Care-Mapping-Trainerin hat sie vor zwanzig Jahre eine Demenzstation mit Beratung und Tagesstätte in Basel gegründet. Sie arbeitet mit personenzentriertem Ansatz, der dafür Sorge trägt, dass «die Person im Mittelpunkt steht, und nicht die Demenz». Ihr Buch, das sich neben individuellen Geschichten um Praxiswissen für die Pflege «daheim» und «im Heim» dreht, strotzt vor Erfahrung – und auch vor respektvoller Kritik an «herkömmlichen» Behandlungsmethoden. Kein Wunder, dass so viele Angehörige sie darum gebeten haben, ihr Wissen niederzuschreiben.
Irene Leu: Mit Demenz gut leben – aber wie?
Perspektiven für Betroffene und Pflegende
Zytglogge 2019, 384 Seiten 30,90 Euro