Der Code und das Goldtun & lassen

Was Goldschürfer_innen von Raiffeisens Verhaltensvorschriften haben

Im Raiffeisen eigenen Code of Conduct, gültig für alle Gesellschaften des Konzerns, ist eine begrüßenswerte Liste von Verhaltensweisen angeführt: u.A. keine Duldung von Kinderarbeit, ökologische Schäden sind zu vermeiden und die Menschenrechte sind zu respektieren. In Ghana ist die Raiffeisen Kapital Anlage Gesellschaft mbH an einer Goldmine beteiligt, deren Geschäftsführung von diesem Papier aus dem fernen Wien noch nie gehört haben kann.Größere Konzerne im hochentwickelten Westen geben sich gerne einen firmeninternen Leitfaden, in dem „gutes Benehmen“, verbindlich für alle Geschäftsoperationen, festgehalten ist. Macht sich gut und zeichnet ein Bild eines Unternehmens, das von Menschenfreundlichkeit, edlen sozialen und ökologischen Ideen geprägt ist. Lektüretip: Code of Conduct der Raiffeisengruppe. Alle Themen werden abgedeckt, Soziales, Ökologisches, Menschenrechte, etc. Raiffeisen Tochtergesellschaften sind selbstverständlich diesem Kodex verpflichtet und die Raiffeisen Kapitalanlage Gesellschaft mbH weist auf diesen Umstand ausdrücklich auf ihrer entsprechenden Website hin. Unter anderem beschäftigen sich die Verhaltensregeln für Raiffeisenakteure mit ökologischen Standards. Unter Punkt 7.2 Umwelt/Atomkraft, finden sich klare Regeln: „Finanzierungen von oder die Beteiligung an Geschäften bzw. Projekten, welche nachhaltig die Umwelt gefährden (zum Beispiel: Vernichtung des Regenwaldes oder Verschmutzung der Umwelt und der Gewässer) entsprechen nicht der Geschäftspolitik des RZB Konzerns.“

Das Gift Gold

Brigitte Reisenberger, Co-Autorin des „Schwarzbuch Gold“ weiß Gegenteiliges zu berichten: In Ghana ist eine Tochter des südafrikanischen Minenkonzerns Anglo Gold, namens Anglo Gold Ashanti tätig. Mit Aktionären aus aller Welt und auch aus Wien. Die Raiffeisen Kapitalanlage Gesellschaft mbH hält laut dem Institut „profundo economic research“ per 30. April 2012 in Ghana zwar „nur“ 0,01 Prozent des Aktienkapitals, aber man ist dabei. Die Iduapriem-Mine ist Kernstück des Unternehmens, beschäftigt 1500 Arbeiter und erbrachte 2009 190.000 Feinunzen Gold. Das Edelmetall, an dem bereits König Midas in der griechischen Mythologie scheiterte (konnte den Rand nicht vollkriegen), wird in Ghana per Tagbau gewonnen. Pro Tonne bearbeiteten Steins bleiben durchschnittlich 1,72 Gramm Gold. Und auch diese kleine Menge gibt das Gestein nicht freiwillig her. Der zermahlene Fels muss mit Zyanid behandelt werden, um das Gold aus dem Gestein zu lösen. Zyanid wirkt bekanntlich auf den menschlichen Organismus als hochgradiges Nervengift und ist die Substanz erst einmal im Grundwasser, dann folgen für die konsumierende Bevölkerung Schäden im Erbgut, die Krebserkrankungen häufen sich und der Code of Conduct, dem sich die RaiffeisenKapitlanlage Gesellschaft mbH (tatsächlich mit beschränkter Haftung) verbunden fühlt, bleibt für Betroffene in Ghana und managende Raiffeisenfunktionäre in Wien ein Stück Papier, das geduldig ist.

Der Tagbau frisst Land. Bei dem erwähnten Verhältnis 1,72 Gramm Gold zu einer Tonne Gestein, ist vorstellbar welche Gesteinsmassen bewegt werden müssen, um am Londoner Goldmarkt ins Verdienen zu kommen. Völlig daneben, wer argumentierte, diese Menge an Gesteinstonnen würden tausende Arbeitsplätze bedeuten. Große Maschinen arbeiten, Jobs gibt es nur für hochqualifizierte Spezialisten. Der lokalen Bevölkerung bleiben Tagelöhnerjobs. Die Landflächen werden nicht nur für den Aushub des Gesteins benötigt, auch das ausgebeutete, durch Zyanid verseuchte Restmaterial wird in der Landschaft, dort wo früher Herden weideten, Dörfer waren und Wald wuchs, gelagert. „…welche nachhaltig die Umwelt gefährden (zum Beispiel: Vernichtung des Regenwaldes oder Verschmutzung der Umwelt und der Gewässer) entsprechen nicht der Geschäftspolitik des RZB Konzerns.“ So bekanntlich der Code.

Die Abbauflächen stehen nicht im Eigentum der Minengesellschaft, sie sind Gemeinschaftseigentum, das von „Chiefs“ (Dorfoberhäupter) verwaltet wird. Die Minengesellschaft hat jedoch eine Bergbaukonzession und damit Nutzungsrechte. Ersatzgrundstücke für umgesiedelte Bauern werden nicht bereitgestellt. Bulldozer, die störende Hütten beiseite schaffen sind klare Argumente. Auch hier hilft es nichts, wenn der Code die Manager belehrt: Unter Punkt 7 wird zu „Sensiblen Geschäftsfeldern“ gesprochen – vom Management jedoch offensichtlich nicht gehört:

„7.1 Menschenrechte. Die RZB Group finanziert weder indirekt noch direkt Geschäfte, Projekte oder Parteien, wenn dabei Zwangsarbeit (einschließlich Schuldknechtschaft) oder Kinderarbeit eingesetzt wird, oder gegen

• die Europäische Menschenrechtskonvention,

• die arbeits- und sozialrechtlichen Verpflichtungen des jeweiligen Landes,

• die anwendbaren Regelungen internationaler Organisationen und insbesondere der

entsprechenden UNO-Konventionen oder

• die Rechte der lokalen Bevölkerung oder der Urvölker verstoßen wird.“

Was den letzten Punkt der Aufzählung betrifft: die RZB Group, jedenfalls die Tochter Kapital Anlage Gesellschaft mbH, finanziert sehr wohl: 500.000.- für Global Gold Ashanti, gegen die Rechte der lokalen Bevölkerung. Mit und ohne Code of Conduct. Shareholder value nennt man das.

Info:

Mehr zum Thema Gold: Brigitte Reisenberger, Thomas Seifert:„Schwarzbuch Gold“, Deuticke Verlag

Der Preis steigt. Auf die Goldminen in aller Welt wirken sich der hohe Preis und die steigende Nachfrage massiv aus: Ausbeutung, Umweltzerstörung, Menschenrechtsverletzungen, Vertreibung und Gewalt sind die Folgen. Brigitte Reisenberger und Thomas Seifert wagen zielsichere Prognosen, haben mit Analysten und Experten gesprochen und sind in eindrucksvollen Reportagen von Rumänien über Ghana, Südafrika und Kambodscha bis nach Indien, China und Dubai all den brisanten Fragen rund um den neuen alten Mythos Gold nachgegangen.