Der goldene Rathausmanntun & lassen

Josef «Muff» Sopper: gute Freunde und besondere Verdienste

Unsere Serie «Wiener Wirtschaft» versteht sich als alternative Berichterstattung zur Ökonomie unserer Stadt.  Schwerpunkt ist dabei das Aufzeigen von wirtschaftlichen und politischen Verflechtungen und Machtkonzentrationen. Diese zeigen sich in Institutionen, Vereinen oder (parteinahen) Netzwerken – mitunter aber auch anhand einer einzelnen Person, wie Martin Birkner schreibt.

Illu: Much

Im Jahr 1989 übernimmt Josef «Muff» Sopper das ehemalige Jugendzentrum Fritz in der Brigittenau. Im Rockhaus brachte er viele in- und ausländische Rockbands auf die Bühne. Parallel dazu veranstaltet er Bandwettbewerbe. Als Mitte der 00er-Jahre das mittlerweile zum Planet Music gewordene Rockhaus einem Wohnbau weichen musste, war praktischerweise sofort eine Ersatzlocation zur Stelle: die Veranstaltungshalle im Gasometer. Sopper, der mit seinem guten Freund «Mr. Donauinsel», Landtagspräsident Harry Kopietz, das Donauinselfest mitorganisiert, ist aber nicht nur umtriebiger Kulturunternehmer, sondern auch im Vereinsvorstand der «Vereinigten Österreichischen Musikförderer» (VÖM).

 

Kulturplakat, Donauinselfest, Gasometer, Szene Wien, Simm City …

2007 sprach er in einem Interview noch davon, dass er wegen der nun deutlich größeren Veranstaltungshalle im Gasometer kleinere Gigs wohl abgeben werden müsse. Praktischerweise übernahm der VÖM (Vereinszweck: Unterstützung österreichischer Komponist_innen und Interpret_innen) im Jahr darauf den Betrieb Szene Wien (siehe Augustin 227). Ausschreibung gab es keine – und fast die gesamte Wiener Musikszene solidarisierte sich mit der vorherigen Betreiberin und versuchte vergeblich, die feindliche Übernahme zu verhindern. Ebenfalls in diesen Zeitraum fällt die Attacke auf die Wiener «Wildplakatierer_innen». «Kulturplakat», eine Tochterfirma der allmächtigen Gewista, bekam nicht nur für eine verschwindend kleine Summe den Zuschlag für die allgegenwärtigen Werbeflächen an Wiens Straßen, sie verfolgte ab sofort mithilfe der Polizei die freien Plakatierer_innen. Maßgeblich beteiligt: Sopper, der erneut die Wiener Subkultur gegen sich aufbrachte (siehe Augustin 397).

Geschadet hat es ihm offensichtlich nicht, ganz im Gegenteil. Im März 2015 wurde die «Simm City» eröffnet, eine große Veranstaltungshalle in Simmering. Auch sie wurde in das Sopper’sche Imperium eingegliedert. Während kleine Veranstalter_innen um Räume und gegen behördliche Schikanen kämpfen müssen, riss sich Muff Sopper in den letzten 30 Jahren einen beträchtlichen Anteil der Veranstaltungs- und Werbekapazitäten für Pop- und Rockmusik in Wien unter den Nagel. Dass dies nicht ohne beste Verbindungen ins Rathaus möglich ist, liegt auf der Hand. Die natürlich auch gerne die andere wäscht: «Wir ‹Wiener Szene› sind glücklich, unseren langjährigen Bürgermeister zu haben …», freut sich Sopper in einer Wahlwerbung für Bürgermeister Häupl.

 

Probleme mit «Kulturpolizei» und Rechnungshof

Vor einigen Jahren allerdings legen sich dunkle Schatten auf das kulturindustrielle Imperium: Klaus Werner-Lobo, damals Kultursprecher der Grünen und einer der prominentesten Kritiker Soppers, fand bereits 2012 scharfe Worte. Er stellte angesichts eines Konzertes der ultrasexistischen Band «Die Hinichen» die Subventionen für den VÖM in Frage. Sopper beklagte die «Kulturpolizei» und stellte sich hinter die Veranstaltungspolitik. Kurz darauf übte allerdings der Wiener Stadtrechnungshof herbe Kritik am Finanzgebaren des VÖM. Dieser kassierte zwar für die Szene Wien jährliche Subventionen in sechsstelliger Höhe, mit der Buchhaltung scheint allerdings einiges im Argen gelegen zu haben: «Fehlende Belege, unvollständige Abrechnungen und nicht gesetzeskonforme Buchführung: Das Kontrollamt hat einen Wiener Musikpromoter, der Konzerte u. a. im Gasometer und der Szene Wien veranstaltet, in einem Bericht zerpflückt», so der «Kurier». Die zuständige Magistratsabteilung 7 soll nun dem VÖM genauer auf die Finger schauen. Der Subventionierung des Vereins hat dies allerdings keinen Abbruch getan. Und seit Klaus Werner-Lobo aus der Grünen Partei ausgetreten ist, ist – vorläufig? – auch deren Kritik verstummt.

Dafür gab es 2015 eine Ehrenbekundung aus dem Wiener Rathaus. Der gute Freund Harry Kopietz überreichte Muff Sopper nämlich den «Goldenen Rathausmann» für besondere Verdienste um das Land Wien. Seit einiger Zeit betreibt Sopper auch in seinem Zweitwohnsitzland Ungarn eine Firma, «die sich mit der Entwicklung des Kultursektors auch in Ungarn und der Slowakei beschäftigt» («Die Presse»). Wie das mit den «besonderen Verdiensten» wohl gemeint ist?

 

Erratum

In der letzten Folge der Wiener Wirtschaft «Wer profitiert an der Smart-City?» haben wir unterschlagen, woher die Zitate im Text kommen: nämlich aus der «Rahmenstrategie 2050 – Smart City Wien» (in «City – magazin für urbane Gestaltung», Ausg. 2/2015). Wir bitten um Entschuldigung!

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