Der letzte MieterArtistin

Filmarchiv: Austrian Auteurs online

Während dieser Pandemie ist es enorm schwierig, Kunst und Kultur konsumieren zu können. Sehr erfreulich ist, dass das Filmarchiv Austria einige österreichischen Produktionen aus den 60er bis 80er Jahren aus der Reihe Austrian Auteurs bis 26. November als Stream auf der Homepage kostenlos zur Verfügung stellt.
Ich habe mich für Ein wenig sterben von Mansur Madavi entschieden. In dem Film von 1982 geht geht es um einen Mann, der zwangsdelogiert werden soll – eine auch heute äußerst aktuelle Thematik. Dieser Film nähert sich mit minimalistischem Aufwand (das gilt nicht für die schauspielerischen Leistungen) diesem großen Thema. Walter Grünwald (Alfred Solm) ist ein sehr einsamer Mann mit stoischem, tief enttäuschtem Blick. Seit siebzig Jahren wohnt er in diesem Haus, jetzt ist er der letzte Mieter. Der Bau soll abgerissen werden, das ist beschlossene Sache, viele Mieter sind bereits gestorben, die restlichen wurden hinausgeekelt.
Herr Grünwald will das nicht wahrhaben. Trotz aller Tristesse will er sich «sein bisschen Glück» nicht nehmen lassen, auch wenn damit «ein wenig sterben» verbunden ist. Auch erkennt er als Einziger, dass hinter dem «Ruinieren des Wohnhauses» Methode steckt. Anfangs haben mich die lauten Nebengeräusche gestört, wie die Tauben, der Verkehr oder auch fließendes Wasser. Dann aber habe ich erkannt, dass auch Walter Grünwald nichts anderes hört. Am Ende verliert er seinen Kampf. Als er von Rettung und Polizei abgeholt wird, ist er am Leben, trotzdem ist er tot.

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