Der oberösterreichische Andreas HoferArtistin

Nachruf: Maler, Dichter, Behindertenbetreuer:

Ein bildgewaltiges Porträt des Stimmgewitter Chors hängt bei uns in der Redaktion. Gemalt hat es Andreas Hofer. Anfang Oktober ist der Künstler nach langer Krankheit von uns gegangen. Robert Sommer hat im Mai 2008 im AUGUSTIN über ihn geschrieben. Eine Wiederveröffentlichung aus gegebenem Anlass:

Foto: Mario Lang

Die 68er-Revolte begann in einigen Ländern schon Ende der 50er Jahre, während sie in Österreich mit der landesüblichen Verspätung und mit der landesüblich reduzierten Wildheit in der zweiten Hälfte der 70er Jahre begann. Gemessen am Konformismus der Mitbürger_innen war der aus Traun stammende Künstler, Gesundheitsmanager und psychiatrische Krankenpfleger Andreas Hofer dennoch ein wilder Hund.

In Traun beginnt er zu malen, in Salzburg nimmt er an kollektiven Kunstaktionen, an Crossovers zwischen Literatur und Performance teil. Ein Projekt heißt zum Beispiel Die Lyrik ist tot, Hofers Partner ist der Salzburger Wirt Fritz Kohles. Mit dem verstorbenen Trauner Liedermacher Gustl Maly organisiert er den Trauner Herbst. Das Maly-Hofer-Projekt Third World Epitaph, ein Gesamtkunstwerk aus Text und Musik, ist sozusagen der Beitrag der oberösterreichischen Kleinstadt Traun zum weltweiten 68er-Aufbruch.

Seit 1987 lebt Andreas Hofer in Wien, wo er im Pavillon 17 des Otto-Wagner-Spitals auf der Baumgartner Höhe Schwerstbehinderte betreut. Zentrum für Förderpädagogik nennt sich dieses Haus, dessen Ablaufdatum festgelegt wurde: 2011. «An sich ist die Auflösung dieser Abteilung eine gute Sache. Die Menschen, die ich hier betreue, befinden sich quasi in einem Ghetto. Sie haben ein Recht, mitten im Stadtgetriebe zu leben. In der Stadt werden sie dann in diversen Wohngemeinschaften unterkommen, die von verschiedenen Trägerorganisationen betreut werden. Für mich ist das ambivalent: Einerseits kann die soziale Isolation, in die sie der Aufenthalt am Steinhof brachte, überwunden werden, andererseits befürchte ich, dass die Nachbarschaft der betreuten WGs, in denen sie in Zukunft leben werden, den Schwerstbehinderten als feindliche Umgebung gegenübertritt», sagt Andreas Hofer im AUGUSTIN-Interview.

Ihm sei es gelungen, sich vor dem Ausgebranntsein, eine Berufskrankheit psychiatrischer Krankenpfleger_innen, zu schützen, obwohl es schwer sei, die Grenze zu finden, bis zu der man sich emotionell auf die Patient_innen einlassen könne, wenn man seine Rolle mehr als Begleiter denn als abgehobener Pädagoge definiere.

Auch die Kunst hilft möglicherweise gegen Burn-out. Unsere Frage, wie viel wir hinblättern müssten, um eine Malerei aus seinem mittlerweile 150 Bilder umfassenden Oeuvre zu erwerben, führt zur weiteren Frage, wie man den Preis von Kunst bestimmen könne, die außerhalb des Kunstbetriebs entsteht. «Wenn wer fragt, was das Bild kostet, schätze ich die Kaufkraft des Interessenten ein und nenn einen Preis», schmunzelt Andeas Hofer. Hermann Hesses «Der Eintritt kostet den Verstand» ist seine Devise, wenn er seine Entscheidung erläutert, von Kunstbetrieb und Kunstmarkt distanziert zu bleiben.

Eine Krankheit hat den 53-Jährigen heuer aus dem Beruf gerissen.

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