Ohne Josef Sopper nahe treten zu wollen ...
In der Tageszeitung Der Standard vom 25. April brauchte es nicht viele Zeichen, um unter der Überschrift Freunderlwirtschaft in der Szene aufmerksame LeserInnen die (Wiener) Welt wieder ein wenig weniger verstehen zu lassen. Das Wochenmagazin Profil spricht wenige Tage später gar von einer Schande für Wiens Kultur. Mediale Farbtupfer, die Schlaglichter auf einen Vorgang werfen die Übernahme der Szene Wien in der Hauffgasse in Simmering durch Josef Sopper , der BeobachterInnen fassungslos macht. Und sie schwarz sehen lässt. Oder im konkreten Fall wohl eher rot.
Sopper hat mit seinem V.Ö.M. Verein Österreichischer Musikförderer samt angrenzenden Privatfirmen nicht nur im Planet Music, dem ehemaligen Rockhaus im 20. Bezirk, sondern auch auf der Donauinsel seine Hand auf einem nicht unwesentlichen Teil der öffentlich geförderten Bühnen im Rock/Pop-Bereich. Ende letzten Jahres wurde verlautet, dass er zukünftig den Wiener Gasometer bespielen und verwalten würde, quasi als Ersatz an eine Ausschreibung des Postens kann sich niemand erinnern für das Planet Music, das abgerissen wird. Damit nicht genug machte Sopper zuletzt mit der Kultur Plakat-Gmbh von sich reden, eine Gewista-Tocher, mit der er seither, für ein sauberes Wien zu einem sauberen Fussballturnier, den so genannten wilden Plakatierern das Leben schwer macht. Jetzt also noch die Szene Wien, von der Wiener Stadthalle betrieben, ins Sopper-Netz.
Ohne Josef Sopper nahe treten oder schmeicheln zu wollen, ist es zulässig zu sagen, dass er seine mannigfaltigen Funktionen im Duktus des reinrassigen, machtbewussten Platzhirschen wahrnimmt, in einem Bereich, dessen kulturpolitischer Wahrnehmung mit den Worten diffus und undifferenziert geschmeichelt ist. Gewista? Wiener Stadthalle? Ebenso zulässig zu sagen, dass Sopper als Vertrauensmann von etwas etabliert ist, dass man auch frei von Sozialdemokratie-Phobie als rotes Wien bezeichnen kann oder muss. Die private Nähe von Sopper zu Harry Kopietz, mächtigem SPÖ-Landesparteisekretär, dem wir das Donauinselfest verdanken, war und ist bei alldem wahrscheinlich kein Faktor, aber auch sicher kein Hindernis.
www.szenewienbleibt.at
Sopper löst in der Szene Wien Noch-Geschäftsführerin Gina Salis-Soglio ab, die das Haus seit einigen Jahren leitet und die das 1983 von der Stadthalle gemietete, vorher von den Wiener Festwochen genutzte Objekt in einer heute dicht bespielten lokalen Musikszene nachhaltig und auftragsgemäß platzierte. Die Szene Wien soll für moderne Kunstformen, insbesondere auf musikalischem Gebiet eine Heimstätte sein. Auffallend, dass Ernst Hoffmann, künstlerischer Leiter der Wiener Stadthalle, in seinen Wortmeldungen dezidiert keine Kritik an Salis-Soglio und ihrem Team übt. Mittlerweile verweist er in der Angelegenheit auf die am 9. Mai stattfindende Pressekonferenz.
Das betroffene Szene-Wien-Team legt in der Angelegenheit eine Loyalität gegenüber der Stadthalle an den Tag, der jahrzehntelangen inhaltlichen und atmosphärischen Erfolgsgeschichte der Szene Wien würdig. Wo Sopper in seiner Arbeit auf quotenträchtige Bandwettbewerbe setzt und eine fragwürdige Professionalität symbolisiert, der sich in Praktiken wie der manifestiert, Support-Bands ihre Gage über selbst verkaufte Karten lukrieren zu lassen (in einer geförderten Struktur!) oder den Backstage-Bereich eines Anti-Rassismus-Open-Airs in nationalen und internationalen Bereich zu gliedern, samt professionell! entsprechenden Pässen und Wache, hat die Arbeit des Szene-Teams ganz andere Qualitäten.
Dabei schließen sich Professionalität und Herzlichkeit eben nicht aus, und programmatische Vielfalt heißt nicht Beliebigkeit. Ein Unterschied, den Musiker und Schriftsteller Ernst Molden so formuliert, dass die Verdienste von Salis-Soglio in einem Bereich liegen, der nicht plakativ vermarktbar ist, aber offen liegt, genauso wie sich das Wesen des Planet Music jedem Menschen erschließt, der diesen betritt.
Unterschiede, die erklären, warum sich gerade breite Unterstützung für die Szene Wien in der bestehenden Form sammelt, von BesucherInnen, MusikerInnen und Kulturschaffenden. Dass es einige SympathisantInnen aus der Künstlervermittlung im Rock/Pop-Bereich dabei schwer finden, sich öffentlich zu positionieren, weil sie sich nicht mit Sopper anlegen wollen (um die von diesem kontrollierten Spielplätze für ihre Klienten fürchtend), zeigt, welcher Ungeist bei der ganzen Geschichte mitschwingt.
Wenn die Grünen in einer Aussendung die fehlende Ausschreibung reklamieren und den Umstand, dass eine Männer-Seilschaft eine Frau ablöst, mag das sachlich richtig sein, aber klassisches politisches (Klein-)Hick-Hack braucht niemand. Eher geht es darum zu gewährleisten, dass in der Weltstadt Wien eine Szene Wien und ein Planet Music möglich sein müssen. Und nicht entweder oder.