Musikarbeiter unterwegs … im Wirtshaus mit speziell schöner Wiener Musik
2014 gegründet, legt das Trio Pfeffer und Konsorten nun seine zweite CD vor: a stockerl, a sessl, a leiter.
Text: Rainer Krispel, Foto: Mario Lang
Damit es wieder einmal in aller Deutlichkeit gesagt wird – es ist wirklich ein absoluter und positiver Wahnsinn, was sich alles an guter Musik in dieser Stadt abspielt. Erst am Samstag vor Redaktionsschluss präsentierten die unglaublichen Hirsch Fisch ihr wunderbares zweites Album In da Nocht mit einem sehr, sehr schönen, witzigen und berührenden Konzert. Danach im Café Mocca noch ein paar Lieder von einem Trio namens Romance erwischt, ganz anders geartet, roman(t)ische Lied- und Stimmkunst auf allerhöchstem Niveau. Schon dienstags davor trafen sich die Musikarbeiter mit Pfeffer und Konsorten, einem Trio. Thomas Pfeffer (Gitarre, Gesang), der dabei für die Texte und das musikalische Ausgangsmaterial zuständig ist, und Florian Wisser (Trompete, Gesang) kennen aufmerksame Beobachter_innen des hiesigen Musiklebens vom Ersten Wiener Heimorgelorchester her, wo beide weiterhin an die Orgeln, die wir nur von unseren Kindern geborgt haben, treten (in Ausgabe 265 dieser Zeitung war darüber unter dem schönen Titel Sexy Erwachsenenbildungs-Pop zu deren damaligem 15-jährigem Bestehen zu lesen). Komplettiert wird Pfeffer und Konsorten von Martina Zinner, sie spielt Kornett und singt. Bei den Arrangements sind alle drei höchst involviert.
olle san glaech.
Auf die Frage nach der Gründung erinnert sich Florian Wisser an ein erstes (halb-)öffentliches Spielen dreier Lieder im September 2014, Thomas Pfeffer nennt 2015, schließlich auch das Jahr, in dem das erste Album olle san glaech bei Walther Soykas verdienstvollem Label non food factory erschien, welches auch das neue Album mit seinen 12 Liedern verlegt. «Es ging darum, mehrstimmig zu singen, weil uns das Spaß macht, und wir haben gesagt, das probieren wir halt. Die Idee war auch von Anfang an, das im Dialekt zu machen.» Pfeffer ergänzt: «Und wir waren halt mit dem Liedgut, das es so gibt, nicht ganz zufrieden und haben halt begonnen, selber etwas zu schreiben.» Dazu begann Martina Zinner, beim Theater am Bahnhof in Graz – sie und Thomas pendelten aus der steirischen Landeshauptstadt nach Wien – als Schauspielerin tätig, Kornett zu spielen. Was sich mit der «klassischen burgenländischen Blasmusik-Sozialisation» von Florian an der Trompete («in der Adoleszenz vorübergehend ruhend gestellt») zum nicht ganz alltäglichen Instrumentarium von Pfeffer und Konsorten fügte. Das den Stimmen und den Texten ohne Bass oder Akkorde legendes Akkordeon reichlich Raum gibt. Thomas Pfeffer: «Ich bin nicht der große Liebhaber dieser Wienerlied-Musik, es hat aber natürlich ein paar schöne Teile auch, und eigentlich geht es darum, auszuloten, was mensch damit machen kann.» Florian Wisser: «Es ist ja nicht Wienerlied, die Dialekte stimmen ja nicht, wir sind auch alle keine aufgewachsenen Wiener. Ich würde sagen: Es ist der Versuch eines unverkrampften dialektalen Gesangs.»
dunkl is (unter anderem).
Aufgenommen wurde a stockerl, a sessl, a leiter in Eigenregie im Proberaum des Heimorgelorchsters (das übrigens am 11. Dezember zum 25-jährigen Jubiläum orgelt, mehr Info: ewho.at). Dabei spielte das Trio eben nicht alles gemeinsam live ein, sondern arbeitete mit Einzelspuren. Dem Hörgenuss tut das keinen Abbruch, der saisonal passenden Vignette dunkl is folgen 11 Stücke, die im Pfeffer-und-Konsorten-Style die Möglichkeiten des Dialekts als Liedsprache ausloten. Thomas Pfeffer: «Für die Texte hat man ganz andere Reime, Anspielungen, eine Alltagsprache zur Verfügung, viel konkrete Möglichkeiten, etwas anzusprechen. Austarieren, dass es keine Heimatdichtung wird, oder nicht zu sehr in dieses jammrige Wienerlied hineingeht.» So besuchen wir den augnoazt, schauen (!) dann in döbling vorbei, sinnen mit naelich der Zeit und ihrer Wahrnehmung nach, bekommen die musikalischen Charakterstudien gonz zarrissana und de bisguan serviert, wobei bei letzterem tatsächlich die ehrwürdige Ranftlgasse in einem Lied unterkommt. Ganz wunderbar die geistige Aufstiegs- und Lebenshilfe des Titelstücks: «nimm a stockerl, an sessl, a leiter, moch an schritt und daun geh immer weida.» Und am End’ wartet auf uns alle die Endlosigkeit … Die fein gestrickten Lieder von Pfeffer und Konsorten drängen sich nicht auf, entwickeln aber eine einnehmende, tatsächlich heitere Präsenz, nicht zuletzt mit einer großen Dosis erwachsenen Humors gesegnet. Da nimmt es nicht wunder, dass das Trio vor allem live seine Resonanz findet, bestens in Erinnerung etwa ein Konzert in Litschau beim Schrammel.Klang, wo ein fachkundiges, «eingehörtes» (Martina) Publikum auf genau seine Musik traf und umgekehrt. So soll es sein!
Pfeffer und Konsorten:
a stockerl, a sessl, a leiter (non food factory/Hoanzl)
Live: 30. 10., Weinhaus Sittl (19 Uhr!)
www.pfefferundkonsorten.at