Die Bank, dein freundliches RaubritterkonsortiumDichter Innenteil

Gottfrieds Tagebuch

17. 8.

Einer meiner absolut glaubwürdigen Spione hat mich von der Tatsache in Kenntnis gesetzt, dass ein_e Fahrradsekretär_in gesucht wird. Diese Person soll Radwege und diverse Veranstaltungen zur Bewerbung des Radfahrens planen, sich mit den Herstellern in Verbindung setzen und überhaupt viel zu viel tun.

Denken wir jetzt einfach daran, welche Länder Fahrräder produzieren. Erwünscht wäre somit mindestens Deutsch, Englisch und Chinesisch in Wort und Schrift, darüber hinaus Veranstaltungen organisieren können und ein abgeschlossenes Studium in Raumplanung. Die Arbeit sollte übrigens Anfang Oktober beginnen. Wahrscheinlich übernimmt diese Tätigkeit dann irgendein Parteigünstling, der nebenbei noch geschätzte 712,3 andere Ämter bekleidet.

18. 8.

Bald beginnt für viele Kinder das erste Schuljahr. Schon jetzt höre ich ein Jammern und Wehklagen ob der zu erwartenden Kosten. Ein so genanntes Startpaket beläuft sich auf ca. 250 Euro. Das ist natürlich bei weitem nicht alles. Niemand will, dass die Kinder aussehen, als wären sie gerade aus dem Müllcontainer geklettert. Also muss angemessene Bekleidung her. Aber diese «bösen» Kinder haben noch eine zusätzliche schlimme Angewohnheit. Sie wachsen. Das belastet das Familienbudget. Kleidung kann man eventuell gebraucht erwerben, aber Schuhe sollen unbedingt neu sein, um späteren Fußschäden vorzubeugen. Kinder wünschen sich gerne die neuesten Sneakers (vormals Turnschuhe). Die kosten für Kinder aber genau so viel wie für Erwachsene. Irgendwie gewinne ich den Eindruck, dass sich durchschnittlich verdienende Menschen eigentlich gar keine Kinder mehr leisten können.

19. 8.

Meine Nebenbeschäftigung ist das Wahrnehmen von seltsamen Ereignissen. Im vorliegenden Fall handelt es sich um Statistiken. Besagte Statistiken sind unbedingt mit Vorsicht zu genießen. Wichtig sollten die Zahlen dahinter sein. So begab es sich wie folgt, dass in einem Schweizer Bergdorf die Arbeitslosigkeit binnen eines Monats um 50 Prozent stieg. Und zwar von zwei auf drei Arbeitslose. Das wiederum ist eine satte Arbeitslosenquote von 50 Prozent. Aber eines sollte uns allen unbedingt klar sein: nämlich, dass wir nur Statistiken glauben, die wir höchstpersönlich gefälscht haben.

20. 8.

Es ist Sommer. An sich nicht außergewöhnlich zu dieser Jahreszeit. Aber warum verlassen schon jetzt viele Blätter fluchtartig die Bäume? Im Prater bei den Kastanien wird die Miniermotte als Ausrede verwendet. Gut, soll sein. Jedoch bei der Donau sieht auch bereits eine erkleckliche Zahl an Bäumen aus wie einst Kojak. Die Klimakatastrophe lässt grüßen.

21. 8.

Der ehemalige «Herr Musikantenstadl» Karl Moik macht jetzt also Werbung für Hörgeräte. Das erklärt vielleicht ein wenig, warum in seinen Sendungen so viel musikähnlicher Lärm zum Besten gegeben wurde.

22. 8.

Wir werden immer mehr von Anglizismen umzingelt. Da aber viele Leute, die diese verwenden, in Wirklichkeit gar nicht so richtig Englisch beherrschen, kommt es inzwischen zu den lustigsten Wortschöpfungen. Ein Beispiel: Ich lustwandelte durch Wien und kam bei einem großen Autohändler vorbei. In der Auslage standen etliche Geländeautos. Ein Plakat in selbiger Auslage informierte mich wie folgt: «Neue Outdoormodelle eingetroffen». Ich war kurzzeitig verwirrt und dem Wahnsinn nahe, denn ich bin bis dato mit solchen Fahrzeugen immer im Wohnzimmer herumgefahren. Zwei Tage später. In der Auslage prangt ein neues Plakat mit dem Hinweis: «Neue Offroadfahrzeuge eingetroffen». Na, geht doch!

24. 8.

Hilfe, in meinem Nassrasierer sitzt jemand drinnen! Zumindest behauptet das eine überwiegend gehirnfreie Werbung: «Hautfreundliches Rasieren mit fünf Klingen und dem neuen Skinguard». Ich habe das Gerät natürlich umgehend zerlegt und außer den bereits erwähnten fünf Klingen nichts Verdächtiges darin entdeckt. Also eine weitere Werbelüge, fein verpackt in einem englischen Fantasiewort.

26. 8.

Die Bank, dein freundliches Raubritterkonsortium. Wenn jemand seine Kontokarte verliert, dann wird ihm angeblich innerhalb von drei Werktagen eine neue zugestellt. Soweit die Theorie. Währenddessen muss übrigens bei jeder Barbehebung eine Extragebühr entrichtet werden. Im vorliegenden Fall wurde die Kontokarte nach zehn (!) Werktagen zugestellt! Die erwähnten Extragebühren sind meiner bescheidenen Meinung nach Betrug an der Kundschaft.

27. 8.

Ich bin müde. Und zwar zu jeder Tages- und Nachtzeit. Manchmal erwache ich mitten in der Nacht und muss unbedingt ins Freie gehen, weil ich Angst habe zu ersticken. Was ist bloß los mit mir? Zum Glück passiert mir so etwas äußerst selten, aber es irritiert mich doch.

28. 8.

«wctni,p-+#» meint Mausi. Sie langweilt sich. Wir spielen ein wenig miteinander. Der blinde Murli überwacht das Ganze aus sicherer Entfernung im dritten Stock des Kratzbaumes.