Waffen, Drogen, Whistleblower
«Das Darknet ist ein freier, wilder Ort, an dem keine Regeln gelten. Eine unkontrollierbare Unterwelt, in der der Staat mit seinen Ermittlungsbehörden und Geheimdiensten ausgesperrt bleibt und auch die großen Netzkonzerne nichts gelten.» So lautet das Versprechen, dass das Darknet gibt, schreibt der deutsche Journalist Stefan Mey in der Einleitung zu seinem Buch Darknet – Waffen, Drogen, Whistleblower.Wie die digitale Unterwelt funktioniert. In akribischen Recherchen hat er diesen Teil des Internets durchforstet, in den man nur mit einem speziellen Browser (dem Tor-Browser) kommt, und dort mehr oder weniger völlig anonym surfen, kommunizieren, Waffen, Drogen und andere illegale Dinge kaufen, brisante Dokumente teilen und einiges mehr kann. Dafür ist er nicht nur herumgesurft, er hat auch mit vielen Expert_innen gesprochen: Von IT-Forscher_innen über Netz-Aktivist_innen bis hin zu Drogendealern, die auf Online-Marktplätzen verkaufen. Daraus hat er ein informatives, spannend zu lesendes Werk verfasst, dessen einziges Manko die nicht besonders gelungene Korrektur bezüglich Tippfehlern betrifft (trotz des renommierten Verlags C. H. Beck). Darüber hinwegzusehen lohnt allerdings, auch für Laien, die sich ein Stück wichtiges, zeitgenössisches Wissen aneignen wollen. Denn seinem durchaus reißerischen Titel wird das Buch auf coole Art gerecht: einfach und verständlich, aber mitreißend geschrieben, umfassend informativ, die grausamen Machenschaften, die es im Darknet gibt, ebenso berücksichtigend wie die positiven. Und mit großer Sympathie für jene, die in der Möglichkeit der (fast) totalen Anonymität des Darknets immer noch ein linkes Projekt sehen, das gegen Kapitalismus, Datensammlung und Kommerzialisierung und stattdessen für die Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit aller Menschen eintritt. Auch wenn, so das leicht bittere Fazit, das noch zu wenig der Fall ist, in diesem von der Normalwelt kaum betretenen Teil unserer Netzwelt.
Stefan Mey
Darknet
Waffen, Drogen, Whistleblower. Wie die digitale Unterwelt funktioniert
C. H. Beck, 2017
239 Seiten, 15 Euro