Die Energiearmutsfalletun & lassen

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Auch heuer müssen viele in ihren Wohnungen frieren. Insgesamt können es sich 237.000 Menschen nicht leisten, ihre Wohnung im Winter warm zu halten, davon 52.000 Kinder und Jugendliche. Die Lage verschärft sich: Haushaltsenergie ist um 12 % zum Vorjahr gestiegen; Brennholz um 4,5 %, Fernwärme um 9,9 %, Gas um 13,1 %, Heizöl um 21,4 %.Im Durchschnitt geben Haushalte mit einem Monatseinkommen unter 900 Euro 36 Prozent ihres Gesamtbudgets für Wohn- und Heizkosten aus. Je weiter das Einkommen sinkt, desto höher ist dieser Anteil, er steigt bis weit über die Hälfte des verfügbaren Einkommens. Die großen Brocken «Wohnen» und «Energie» drücken schwer auf einkommensarme Haushalte. Ein Viertel der gesamten jährlichen Finanzhilfe aus den Soforthilfetöpfen der Hilfsorganisationen geht in die Unterstützungen im Energiebereich.

Arme Haushalte zahlen zwischen 30 und 40 Prozent mehr für die Energie als vergleichbare «normale» Haushalte. Grund dafür ist nicht, dass sie höhere Tarife hätten. Bei Armutshaushalten kommen aber häufiger Zusatzkosten wie Mahnspesen oder die Kosten für das Ab- und Einschalten von Strom beziehungsweise Gas hinzu. Und gerade Gas kann sehr teuer kommen. In Summe zahlt ein armer Haushalt mit einem monatlichen Stromverbrauch von 3500 kWh bis zu 200 Euro mehr als ein «normaler». Zudem leben Ärmere auch in den desolatesten Wohnungen mit undichten Fenstern und schlecht isolierten Wänden. Fehlendes Geld für energiesparende Geräte verteuert erst recht die Energiekosten.

Einkommensschwache sitzen in der Energiearmutsfalle, da sie kein Kapital haben, um notwendige Investitionen zu tätigen. Wichtig wäre es, Betroffene beim Umstieg auf nachhaltige und auf Dauer günstigere Energieformen sowie bei Maßnahmen für einen geringen Energieverbrauch und leistbaren öffentlichen Verkehr zu unterstützen. Das könnte heißen, den Heizkostenzuschuss in eine echte Grundsicherung zu integrieren, österreichweit zu vereinheitlichen und mit Investitionen in Energiesparmaßnahmen zu verbinden. Es geht dabei um den Austausch von Ölheizungen, die Installierung von thermischen Solaranlagen, den Anschluss an Fernwärmenetze und Hilfe bei Wärmedämmungsmaßnahmen. Weiters braucht es Ratenzahlungen auch bei bestehender Schuldenlast, monatliche statt quartalsweise Vorschreibungen sowie die österreichweite Harmonisierung und Minimierung von Ab- und Anschaltkosten für Strom und Gas. Es wäre auch so etwas wie eine Energie-Grundsicherung vorstellbar. Ein Mindestmaß an Wärme muss für jeden gesichert sein. Ein Mindestmaß an Energie ist frei. Hier können sich allerdings Zielkonflikte mit ökologischen Anliegen ergeben, weil mehr oder weniger klimaschädliche Energieformen nicht unterschieden würden. Und nicht zuletzt müssten Wärmedämmung und Sanierungsmaßnahmen in allen Sozial- und Gemeindebauten erfolgen, kombiniert mit energieunabhängigen Sozialbauten oder Siedlungen.

Nur Achtung: Niemand ist arm wegen der Heizkosten, die Gründe der Armutsproduktion liegen in der Wirtschafts-, Steuer-, Bildungs- und Beschäftigungspolitik. Auch verbrauchen die Reicheren insgesamt viel mehr Energie und Ressourcen. Bei den Armen mit Nachhaltigkeit zu beginnen, wäre dann zynisch. Energiekosten sind aber trotzdem ein massives Problem, wenn man kein Geld hat.