«Die extreme Armut nimmt zu»tun & lassen

Alarmierender Bericht über Obdachlosigkeit in der EU

Der im Frühling vom Europäischen Verband nationaler Organisationen im Bereich der Obdachlosenhilfe (FEANTSA) veröffentlichte Bericht zieht ein alarmierendes Resümee: Bis auf Finnland steigt in allen europäischen Ländern die Obdachlosigkeit!

Foto: Carolina Frank

Dieser Bericht fasst Daten, die auf nationaler Ebene erhoben, oder eher geschätzt wurden, zusammen. Doch diese Daten sind nicht direkt miteinander vergleichbar, weil sie auf verschiedenen Wegen ermittelt wurden und auch auf verschiedene Teilbereiche eingehen. Wäre es nicht Aufgabe der EU, hier für brauchbare und vergleichbare Daten zu sorgen? Sie hätte mit Eurostat ihr eigenes statistisches Amt, doch die Vermutung liegt nahe, dass die EU bei diesem Thema nach dem Leitspruch «Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß» bewusst nicht handelt. Dem setzt FEANTSA die Kampagne «Be Fair, Europe – Stand Up For Homeless People» entgegen, um eben die EU anzustoßen, endlich für vergleichbare Daten zu sorgen.

Auch wenn die direkte Länder-Vergleichbarkeit nicht gegeben ist, lässt sich eine Tendenz klar ablesen: «Relative Armut geht in Europa zurück, jedoch nimmt die extreme Armut – insbesondere die Obdachlosigkeit – zu, und zwar sehr schnell», hält FEANTSA-Direktor Freek Spinnewijn fest. Mitverantwortlich dafür sind – es liegt auf der Hand – die steigenden Kosten fürs Wohnen. Ärmere Schichten müssen schon deutlich über vierzig Prozent ihres Einkommens fürs Wohnen ausgeben.

Richten wir noch den Blick auf einige Länder: In Österreich ist in den letzten sechs Jahren laut FEANTSA-Bericht die Zahl der als obdachlos Gemeldeten um 28 Prozent gestiegen. Dänemark muss bei der allgemeinen Obdachlosigkeit einen ähnlichen Anstieg wie Österreich verbuchen, wobei sich die Zahl der jugendlichen Obdachlosen zwischen 2009 und 2015 beinahe verdoppelt hat! Einzig Finnland reißt nach oben aus: Die Zahl der obdachlosen Alleinstehenden ist von 2013 bis 2016 um zehn Prozent gesunken. Der Grund dafür: Präventionsarbeit mittels Sozialwohnungen und Zuschüssen.

www.feantsa.org