Die geteilte Stadtvorstadt

Foto: © Wenzel Müller

Städte unterm Radar: Komárno/Komárom

Wenn man früher, als es noch die sogenannte Mauer gab, von West- nach Ostberlin reiste, gelangte man jeweils in eine andere Welt. Mit anderem Geruch, anderen Farben, anderen Geräuschen. Fährt man heute über die Elisabethbrücke von Komárno nach Komárom, vom slowakischen Teil der Stadt in den ungarischen, merkt man – nichts. Keinen Unterschied. Zwar weht am Grenzübergang die ungarische Fahne, doch die ist derart zerfleddert, als wollte sie den eigenen Staat verhöhnen.
Es gibt nur wenige Städte, durch die eine Landesgrenze verläuft. Dieser 35.000-Seelen-Ort, etwa 100 km südlich von Bratislava, gehört dazu. Warum präsentiert er sich trotzdem als Einheit? Der Hauptgrund dürfte sein, dass dies- und jenseits der Grenze vor allem Magyar:innen leben – selbst der Bürgermeister auf slowakischer Seite ist einer. Dazu muss man wissen, dass die Slowakei ein Land der vielen (geschützten) Minderheiten ist.
In Komorn (so der frühere Name) wuchs Franz Lehár auf, der sich mit seiner «Lustigen Witwe» als Komponist unsterblich machte. Und später Theodor Körner, der erst Bürgermeister von Wien und dann österreichischer Bundespräsident war. Der Ort, in dem die Waag in die Donau mündet, setzt heute auf Internationalität, vor allem mit seinem im Jahr 2000 fertiggestellten Europaplatz – mit reihum 45 Gebäuden, die jeweils eines der EU-Länder repräsentieren. Das etwas kitschige Werk eines Musterschülers. Eines Musterschülers, der lang genug den Vorposten gegen die Osmanen abgeben musste. Hier befand sich die größte Festungsanlage der österreichisch-ungarischen Armee, inzwischen ein Museum.

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