Musikarbeiter unterwegs … raus aus der Komfort-Zone
«Golden Days» heißt das neue Album von Bernhard Eder. Mit Band eingespielt, klingt der ungenau als Singer/Songwriter wahrgenommene Musiker dabei inspiriert und inspirierend.
Im Dezember bescherte Eder im Rahmen des Musikalischen Adventkalenders mit der Bratschistin Sarah Dragović dem Musikarbeiter im Little Stage ein spätes Konzerthighlight 2023. Das erstmals auf einer Bühne gemeinsame Sache machende Duo bot dabei kein durchgeprobtes Set, sondern einen erfrischend unmittelbaren, lebendigen Gig, der aus Eders umfangreichem Backkatalog schöpfte – sein erstes Album unter eigenem Namen datiert aus dem Jahr 2007. Dabei besitzt Bernhard eine unglaublich klare, einnehmend schöne Stimme, der mensch einfach grundsätzlich gerne zuhört, dazu kommt die Qualität seiner Songs und die sichere Hand bei Coverversionen (an diesem Abend unter anderem von Nirvana). Schlicht erschütternd gut die Dialekt-Version von Eders «No Man’s Land» (in Englisch auf dem 2019er Album Reset zu finden), auch kein Lercherlschaas ein Konzert mit Ambros’ «Heite drah i mi ham» zu beenden, ohne dass das Lokal dann wegen Instant-Depression des Publikums zusperren muss. «Loss a woames Wossa in die Bodwaun ei/Und zum ersten moi im Lebn fühl i mi frei/I schreib an meine Freind an allerletztn Gruaß – weil heit is a Tog, den wos ma feiern muaß!»
Golden Days
«The golden days they have been gone/The golden songs they have been sung/The golden lights are fading out/The golden dreams, over and out» Der Titelsong seines neuen, neunten, auf eigenem Label veröffentlichten Albums bringt keine jubilierende Erbauungs-Lyrik, aber ähnlich wie es Bernhard Eder live gelang, harte Themen und Emotionen in der Verbindung mit der Musik anders hörbar zu machen, verströmen die 10 Songs von Golden Days bei aller pointierten Kultur- und Gesellschaftskritik einen leisen, aber konstanten Optimismus. «I gave a call to the world leaders’ ball/saying they have failed in ev’ry part/time is up», heißt es im treffend betitelten «The Unbeauty Regime». Das Album nahm seinen Anfang mit einer Zusage des SKE-Fonds der Austro Mechana über einige Aufnahmetage im Studio 2 im Radiokulturhaus, willkommene Gelegenheit mit seiner damaligen Live-Band (u.a. mit Marlene Lacherstorfer am Bass) in einem Raum aufzunehmen, die Energie der Band an einige eher unfertige Songs anzuwenden. Erzählt Bernhard Eder im Rüdigerhof, zwischen Theaterarbeit – seine Beschäftigung als Musiker und Techniker im Max Reinhardt Seminar ein Standbein des aus Oberösterreich stammenden Wahl-Wieners – und einem ungeliebten Bestandteil nicht nur seines Musikeralltags, dem Ausfüllen eines Antrags für Tour-Support durch den Musikfonds. Nein, lasst uns nicht darüber reden, wie auffällig es ist, mit welcher Lust die «öffentliche Hand» kreative Menschen zu Formular-Ausfüller:innen transformiert. Durch den ersten Lockdown verlor sich zunächst die Idee, daraus ein Album zu formen, zugleich hatten Bernhard und Co-Produzent Max Perner (Schlagzeug, als solcher auch bei Garish und Thees Uhlmann tätig) die aufgenommene Musik weiter im Ohr und Blick. «Da waren auch Aufnahmen dabei, die sehr experimentell und progressiv waren, die haben wir bis auf ‹Nowayout› weggelassen», das jetzt Golden Days beschließt.
In Greece
Inhaltlich erinnert sich Bernhard, «dass schon 2018 klar war, dass es politischer werden wird, dabei schien es da noch chilliger gegen jetzt.» Mit «In Greece» stellt Bernhard zwei Menschen, zwei Erfahrungen Griechenlands gegenüber. Die eines westlichen Touristen und die eines Menschen, für den es Überleben bedeutet. «Help me out! Someone’s shouting. My name is Ali-Ashgar and all I need/is to live in peace, here in Greece» Entsprechend wichtig das Abdrucken der Texte diesmal für den Musiker. Den mitten in der Arbeit mit Golden Days, das Vinyl war an die Crowdfunder:innen zu verschicken, an den Promo-Schrauben zu drehen, die aktuelle Band (u.a. mit Lüder Apel an E-Gitarre und Keys, Milena Klien am Bass und Alex Kerbl an den Drums) muss proben, eine Krankheit zwang, den Wiener Präsentationstermin im TAG vom 5. auf den 15. Februar zu verschieben – einen Tag nach Erscheinen dieses Artikels, was die Besuchsempfehlung noch ermöglicht! «Anyway in the end I said/what we take isn’t what we get/so it seemed that I realized/and one day I will see the light/Yeah one day I will see the light» («Impassable»)
Bernhard Eder: Golden Days (Tronrecords)
Releasekonzert: 15. 2. Theater an der Gumpendorfer Straße
www.bernhardeder.net