Die Hoffnung spielt auftun & lassen

Beim «Cup der guten Hoffnung» wird um Pokal und faire Ehre ballestert

Eigentlich war alles für die große Pokalvergabe angerichtet, und ein paar Dutzend glänzende Augen auf müden Beinen fixierten andächtig den Tisch, auf dem dreizehn gold-silber-blau blinkende «Häf’n» ihrer Verteilung harrten. Da trippelte, nein: schwebte sie vorüber: Jamila, die kleine Tochter des Augustin-Spielers Ken Oduaro …

Weder von den Pokalen noch von den auf der Tribüne des Slovan-Platzes aufgefädelt sitzenden Spielerinnen und Spielern nahm dieses kräftige Wesen mit der frechen Zopfhaarpracht Notiz. Nicht einmal einer Fußballkugel jagte sie hinterher, wie sie es sonst schon manchmal tut, angestachelt vom Papa und ihren beiden großen Brüdern Ken und Jones. In diesem Moment hatte Jamila nur Augen für ein paar bunt schillernde Seifenblasen, die sie mit strahlendem Gesicht verfolgte. Ein ums andere Mal rannte sie vor dem Pokaltisch auf und ab, so selbstvergessen und glücklich, wie man sich das als Erwachsener zuweilen wünschen würde, egal ob man gerade einer kugelförmigen Gestalt nachläuft oder nicht.

 

Auf ihre schelmische Weise holte Jamila jene Leichtigkeit zurück, die sich über den ganzen Turniersonntag auf dem Kunstrasenplatz des Slovan HAC ausgebreitet hatte und die einzig im hitzigen Finale zwischen Schwarzweiß Augustin und dem Team des sportpädagogischen Projektes LOG IN kurzfristig verloren gegangen war. Aber so ist das halt, wenn zwei bärenstark aufspielende Truppen aufeinander treffen und, einmal im Finale angelangt, schlussendlich auch gewinnen wollen. Da wird beinahe jeder Zweikampf, wie die Fußballer sagen, «am Schnitt» gespielt, und das kann dann angesichts fortgeschrittener Müdigkeit auch schon mal in die eine oder andere Rüdheit münden.

 

Die kleine Jamila aber erinnerte uns Sonntagskickerinnen und -kicker auf entwaffnende Weise daran, dass wir ja gekommen waren, um einen unerwartet sonnigen und vor allem entspannten Tag miteinander zu verbringen. Und um eine zweifache Lücke im Wiener Hobbyturnierkalender zu füllen: Denn sowohl den 2008 gegründeten Augustin-Cup als auch das traditionelle Hallenturnier des «Fonds Soziales Wien» in der Hopsagasse gibt es nicht mehr. Angesichts des um sich greifenden Turniersterbens formierte sich ein Zusammenschluss diverser verantwortlicher Menschen, die durchaus Bedarf und Begehren bezüglich eines gemeinsamen Turniers der Sozial- und Wohnungsloseninitiativen orteten. Und so rief ein kleines Team aus Vertreter_innen von LOG IN, dem Neunerhaus, der Gruft und dem Augustin in Kooperation mit der Initiative «Fairplay» kurzerhand den «Cup der guten Hoffnung» ins Leben. Zehn Teams wurden eingeladen, sich am 23. Juni am Slovan-Platz, der Gastheimstätte des Schwarzweiß Augustin, in aller Freundschaft zu matchen. Acht waren tatsächlich gekommen, was auf eine immer noch stattliche Zahl von siebzig Teilnehmer_innen hinauslief. Viele der Teams waren alte Bekannte – die Gruft, das Tageszentrum Josefstädter Straße (kurz «Tschosi» genannt), das Neunerhaus, LOG IN und eben die Mannen der Augustin-Werkstruppe, der auch der Verfasser dieser Zeilen angehört. Erfreulich aber auch, dass an diesem Tag neue Freunde hinzutrafen, das Haus Hermes etwa oder das Team «aXXept» aus dem Umfeld der Pankahyttn in der Johnstraße. Letzteres brachte eine Spielkultur der Gelassenheit, des Humors und der gegenseitigen Wertschätzung auf den Platz, die der gemischten Truppe völlig zurecht den Sieg in der «Fair play»-Wertung eintrug.

 

Fußballerisch durchgesetzt hat sich – nicht ganz unerwartet – das Team von Schwarzweiß Augustin mit einem 2-0 im umkämpften Finale gegen LOG IN. Bei der von Coach Christoph Witoszynskyj mit großem Engagement betreuten Truppe läuft es derzeit mehr als rund: Viele der Tore und gelungenen Aktionen entstanden weniger aus genialen Einzelaktionen als vielmehr aus der Kultivierung des ballesterischen Kollektivs.

Gedankt sei an dieser Stelle jenen lieben Menschen, die es ermöglichten, dass der Turniertag so reibungslos, heiter und zufriedenstellend ablief, allen voran dem Organisationsteam um «Fairplay»-Mitarbeiter David Hudelist, LOG-IN-Geschäftsführerin Ilse Gstöttenbauer und Augustin-Sozialarbeiter Andreas Hennefeld.

 

Mehr als erwähnenswert: die ebenso ehrenamtliche wie grundsolide Arbeit des zweiköpfigen Schiedsrichterteams und die ein ums andere Mal herzerwärmende Gastfreundschaft des Slovan-Kantinenteams um Jutta Burg und Herbert Friedrich.

 

Schön war das, und so verabschiedeten sich am Ende alle in der guten Hoffnung auf eine Neuauflage im nächsten Jahr!

 

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