Die Krise und die AngstAllgemein

Medien erzählen uns unaufhörlich, wo neue Gefahren ausgebrochen sind. Aktuell sehen wir das bei der befürchteten Pandemie, die ihren Ausgang in der mexikanischen Schweinegrippe genommen hat. Doch warum haben wir überhaupt Angst? Und warum vergessen wir auch manchmal, dass wir Angst haben?Schweinegrippe-Patientin geht es wieder gut, schreit der König Krone in die Welt hinaus. Na Gott sei Dank, das schafft ein wenig Entspannung. Obwohl die Kollegin in der Ausgabe vom 29. April von so genannten Killerviren sprach, scheint sich die Lage im gemütlichen Österreich ein wenig beruhigt zu haben. Aber Hand aufs Herz: Ist diese vermeintliche Schweinegrippe die sogar die WHO dazu veranlasst hat, die nächst höhere Warnstufe auszurufen, nämlich die vierte –  nicht auch eine gelungene Abwechslung (gewesen)?

Ja, die Tragödie hat nicht nur Menschen krank gemacht, sie hat auch Leben gefordert. In der Alpenrepublik denkt man sich zwar noch: Hauptsoch net so vü bei uns. Doch eines ist ganz deutlich geworden: Österreich hat Angst. Diese Angst vor einer Pandemie hat sich innerhalb weniger Tage aufgeblasen, bis wir alle unser derzeitiges Lieblings-Thema vergessen haben, nämlich die globale Finanz- und Wirtschaftskrise.

Wie rasch unsere gesamte Aufmerksamkeit quasi im Tagesrhythmus von einem Thema zum anderen springen kann, ist nicht ganz ungeklärt. Fachlich nennt sich das Agenda-Setting und bedeutet nichts anderes, als das (Massen-)Medien uns die Themen servieren, über die wir nachdenken. Dabei haben aber nicht alle den medialen Koloss Schweinegrippe über sich hinweg rollen lassen.

Andreas Unterberger schrieb noch am selben Tag einen nicht ganz unpolitischen Tagebucheintrag in der Wiener Zeitung. Er macht (trotz den Schweinen!) unermüdlich darauf aufmerksam, wie gerechtfertigt es doch ist, dass in Deutschland Daimler Arbeitszeit und Löhne kürzt und zwar ohne Lohnausgleich. Außerdem ist in Österreich nichts derartiges geplant, also es gibt noch kein Unternehmen, das solche Modelle verlangt. Da ist ihm, ganz nebenbei, Magnas freiwillige Lohnzurückhaltung entgangen.

Die Angst in den Medien, die ein Thema sozusagen aussendet, ist demnach kein Garant dafür, dass ausschließlich alle sich diesem auch zuwenden. Auch wird bei Unterberger klar, dass ihm offenbar der Stoff ausgegangen ist. Aber ganz egal ob Wirtschafts- oder Schweinekrise: Angst sells, zumindest im medialisierten Alltag. Selbst der Augustin spricht in der aktuellen Ausgabe über den einzigen Krisenplaneten unserer Sonne. Wir sehen also, Angst ist überall. Auch bei uns.

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