Die MigrantigenDichter Innenteil

Aus der KulturPASSage

Ich wurde auf diesen Film aufmerksam, als er im ORF im Zuge des Kulturmontags vorgestellt wurde. Mir gefiel die Idee, auf eine ganz neue Art mit dem Thema Migration umzugehen.

Foto: Filmladen

Der Regisseur Arman T. Riahi wurde 1981 im Iran geboren, ist in Wien aufgewachsen und hat bereits viele Fernsehsendungen gestaltet, unter anderem die Kultdoku «Sendung ohne Namen». Beeindruckt hat mich, dass «Die Migrantigen», übrigens sein erster Spielfilm, bereits bei seiner Premiere am 26. Jänner 2017 beim «Filmfestival Max Ophüls Preis» und beim Nashville Film Festival jeweils mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde. Durch all diese Vorschusslorbeeren noch neugieriger konnte ich im Votivkino diesen interessanten Film endlich komplett sehen, meine Erwartungen haben sich erfüllt.

Es war köstlich anzusehen, wie Marko und Benny mit allen Mitteln versuchen, für eine Filmdokumentation über Leute mit Migrationshintergrund alle Erwartungen zu bedienen, welche der vorgefassten Meinung des Großteils der Bevölkerung entsprechen. Grotesk an der Situation ist, dass die beiden Wiener zwar tatsächlich einen Migrationshintergrund haben, aber seit langer Zeit vollständig integriert sind in dieser Stadt, in dieser Gesellschaft, jetzt sollen sie alle Klischees und Vorurteile bedienen, die den «Ausländern» anlasten. Da Benny von einer großen Schauspielkarriere träumt, will er den «Tschusch» authentisch spielen, obwohl er eigentlich ägyptische Wurzeln hat. Bisher war sein Problem, immer Ausländer darstellen zu müssen, aber mit der Darstellung des Ausländers aus einem anderen Land will er brillieren und durchstarten. Sehr überzeugend wird Benny im Film von Faris Rahoma dargestellt. Nicht minder amüsant in seiner Rolle ist Aleksander Petrović, der die Rolle des Marko verkörpert. Seine Wurzeln sind im ehemaligen Jugoslawien, er ist aber ebenfalls völlig integriert und besitzt sogar eine eigene Werbefirma. Diese ist allerdings durch zwielichtige Machenschaften sehr marode, und so spielt er sich in der geplanten Doku quasi selbst, den kleinkriminellen Tito. Ob er es durch sein Filmangebot schafft, sich aus seinen Problemen zu manövrieren, davon sollten Sie sich selbst ein Bild im Kino machen, ich kann Ihnen aber verraten, dass Dirk Stermann als Werbeagentur-Chef auftritt. Neben den sehr überzeugend agierenden, Amateurdarsteller_innen (speziell hervorheben möchte ich dabei noch Zijah A. Sokolović als Markos Vater und Mehmet Ali Salman als Türke aus tiefstem Herzen ) wirken einige renommierte Schauspieler_innen in diesem Film mit. Doris Schretzmayer beispielsweise agiert als Fernsehjournalistin, die Karriere machen will um jeden Preis. Äußerst glaubwürdig stellt sie einen Charakter dar, der hin und hergerissen ist zwischen professionellem Arbeiten der Karriere wegen und dem Erkennen, dass ihre Mustermigranten in Wirklichkeit nur eine Rolle spielen.

Dieses Rätsel, welche Personen welche tatsächliche Herkunft haben, zieht sich durch den ganzen Film und ist sehr interessant zu verfolgen. So passiert es z. B. beim Casting, dass ein Kandidat einen Araber darstellen muss, das aber verweigert, weil er Österreicher ist. Dieses Casting wird von Josef Hader durchgeführt. Die Tatsache, dass sich Stars wie Josef Hader, aber auch Dirk Stermann in Nebenrollen für diese Thematik zur Verfügung stellen, finde ich mutig und vorbildlich. Abschließend will ich Ihnen diesen Film noch einmal ans Herz legen, da ich der Meinung bin, es ist höchst an der Zeit, einen fairen Umgang mit Migrant_innen und Flüchtlingen zu pflegen.