Die Moderne hatte auch in Bratislava einen SitzArtistin

Die Wiederentdeckung einer Kunstgewerbeschule

Wer die Ausstellung Have No Fear of Modernism! des Slowakischen Designmuseums in Bratislava verpasst hat, kann jetzt in Wien, im Slowakischen Kulturinstitut in der Wipplinger Straße, ein Extrakt daraus konsumieren. Dieser Ausstellungsableger ist mit Die Kunstgewerbeschule in Bratislava (1928–1939) – ein Labor der Moderne zwischen Berlin und Wien betitelt.
Wie es dem damaligen modernen Geist entsprochen hat, ist auch die Kunstgewerbeschule in Bratislava breit aufgestellt gewesen. Sogar sehr breit, denn im Gegensatz zum einflussreichen Vorbild aus Deutschland, dem Bauhaus, gab es eine eigene Abteilung für Film, und es wurden Kurse für Kinder angeboten. Dennoch wäre die Schule in Bratislava, die, salopp formuliert, 1939 aus politischen Gründen abgedreht worden ist, beinahe in Vergessenheit geraten, weder Museen noch Galerien interessierten sich – völlig zu Unrecht – für die Arbeiten der dort Tätigen. Wenigstens erkannte in den 1960er-Jahren die Kunsthistorikerin Iva Mojžišová (1939–2014) ihren Stellenwert, begann darüber jahrzehntelang zu forschen und publizierte 2013, nur wenige Monate vor ihrem Tod, ein Standardwerk zur Kunstgewerbeschule in Bratislava.
Repräsentative Werke aus den insgesamt neun Abteilungen (neben den oben erwähnten noch: Malerei, Grafik, Mode und Textilarbeiten, Fotografie, Holz- und Metallbearbeitung, Keramik und Schaufensterdekoration) hat nun die Kuratorin Klára Prešnajderová für das Kulturinstitut ausgewählt. Bloß Filme gibt es keine zu sehen, doch die gezeigten Exponate können mehr als nur darüber hinwegtrösten. Angefangen von den Bildern aus den Kinderkursen über studentische Entwürfe von Spielzeug und Stahlrohrsessel bis hin zu einem Abendkleid sind hier auf engstem Raum ein Haufen echter Hingucker versammelt.

Bis 1. November
www.mzv.sk/web/sivieden