Sachbuch: Balkanroute
«Damals», schreibt die Juristin Petra Leschanz von Border Crossing Spielfeld, «schienen viele geltende Normen außer Kraft gesetzt. (… ) Die Freiheit, sich in Sicherheit zu bringen, die Freiheit, menschliche Unterstützung zu geben, wurde zur neuen Selbstverständlichkeit.»
Über fünf Jahre ist es her, da kamen im goldenen Herbst der südsteirischen Weinberge die ersten Menschen in Flip-Flops und T-Shirts über die Grenze. Und mit ihnen kamen die Polizei, das Militär, die unzureichenden Zelte und die Freiwilligen, die den Fingerabdrücken, der Angst und dem bürokratischen Chaos etwas entgegensetzen wollten: Willkommenskultur. Zum Beispiel Emrik Hundal, der in riesigen Töpfen wärmendes Curry zubereitete (die Autorin dieser Zeilen hat selbst bei ihm gelernt, wie man kiloweise Reis auf einmal kocht, ohne ihn anbrennen zu lassen) oder Senida Alibegović, die mit ihrer Flüchtlingshilfsaktion Borderless Menschen beim Ankommen unterstützte. Sie und viele andere kommen in dem dokumentarischen Buch Grenzerfahrungen zu Wort und Bild. Ein wichtiges Geschichtsbuch über die Befürworter_innen und die Gegner_innen der «Festung Europa» und einen Herbst, in dem bis heute das Versprechen liegt, dass es auch anders geht.
Border Crossing Spielfeld: Grenzerfahrungen
zweisprachig Deutsch/Englisch
Südwind Verlag 2020, 173 Seiten 20 Euro