DIE PROZESSGESTALTERINDichter Innenteil

Am Küchentisch (22. Teil)

Es liegen drei Fotos zur Auswahl auf meinem Bildschirm. Ich sehe dich an. Da beginnt sich ein langes Leben in deinem Gesicht abzuzeichnen. In meinem Telefonbuch stehst du unter Magistra Miki Malör Michaela Satzke.

Ich verstehe das als deinen gesamten Namen. Denn darin liegt deine Geschichte. Angefangen beim Klavierstudium, dann als Lehrende, später als Taucherin, und als Performerin so vielen bekannt (Miki Malör), und nun weiter als Prozessgestalterin, wenn ich es so nennen darf. Eine deiner zahlreichen Ausbildungen ist die zur Lebens- und Sozialberater_in, dein neues Arbeitsfeld, Arbeitsbühne, Fläche, die du seit einiger Zeit gemeinsam mit Menschen, die dich aufsuchen, beackerst, befruchtest und mit neuer Klarheit durchtränkst. Du hast ein System verlassen, das Kultursystem der Freien, beziehungsweise dich abgenabelt von der Kultur-Politik, um es konkreter zu sagen. Kultur ist dir und uns inhärent, wohnt in uns, selbst, wenn wir, wir Künstlerinnen, unser Können, unsere Reife, unser großes Talent verschließen, ja eigentlich schützen müssen, kommt vielleicht die Zeit, in der die Büchse der Pandora wieder geöffnet wird, um die Hoffnung in die Welt zu lassen.

Sonst wäre die Welt ein trostloser Ort, traurig, leblos, kalt. Es war ein weiser Schritt zu dir und deinen spirituellen und mitmenschlichen Qualitäten hin und zur Profession der Lebens- und Sozialberaterin, die Menschen hilft, Krisen systemisch und kreativ zu bewältigen. Du positionierst dich nicht neu, sagst du. Du bist, wie du bist. Identitätszuschreibungen passieren vom Umfeld aus, und als Performerin bemerkst du erst jetzt, wie stark du positioniert wurdest. Du trittst einen Schritt zurück und beschäftigst dich weniger mit Identität, und dadurch entstehen Freiräume und das Im-Jetzt-Sein. Deine regelmäßigen Zen-Meditationen geben dir Bodenhaftung durch das Sitzen, die Basis. Welche Werte bekommen wir mit? Was auch an gesellschaftlichen Instrumenten? Es sind nicht die, mit denen du arbeitest, sowohl als Performerin als auch als Prozessgestalterin. Aber es sind die Werte, auf die es ankommt, sagst du, Inspiration, neue Perpektiven anbieten, Erweiterung, Vervielfältigung von Verhaltensmöglichkeiten und Denkräumen. Diese konnten sich erst bei dir in der Tiefe bilden, schilderst du, als du selber erfahren hast, über körperliche Erfahrung. Inhalte haben dann Fleisch gekriegt. Denn der Körper ist ja nach wie vor ein zugerichteter, disziplinierter, instrumentalisierter Körper, kein freier Körper, deshalb auch Performance statt Theater, weil du dich nicht durch Maske und Rolle verkörperst, sondern dich mit Substanzen, Objekten, sinnlichen Dingen auseinandergesetzt hast. Nun ist alles in dir, du nimmst es mit in deine Beratungszimmer in der Neubaugasse oder in der Wipplingerstraße. Mir erscheint vor meinem geistigen Auge ein Bild von Miki Malör auf großer Bühne, Substrat und Konzentrat zu dem, was du jetzt bist und tust. Auf deiner Homepage www.satzke.at steht ein wunderbares Foto von vielen bunten großen und kleinen Glasfiguren, sinnliche Wesen, seltsame Geschöpfe. Ich bin sofort in meiner Kindheit, denn ich kannte einige Verwandte, die Glasfiguren sammelten. Sie waren heilig und durften nicht angefasst werden. Nicht so bei dir, Michaela Satzke, das Spiel, das du hier en miniature mit deinen Klientinnen spielst, ist die Alchemie des Glücks.

Wer möchtest du werden? Du möchtest ein Weisheitscontainer werden!

Das was zählt, sind die persönlichen Partituren, die eigene farbige Szenerie und die zahlreichen kleinen Dinge, die mehr bewirken als sogenannte große Werke oder Taten.

Die kreativen Tools, über die du verfügst, sind zahlreich. Alles, was du zur Verfügung stellst, ist in dir drinnen. Im Vergleich zu dem Riesenaufwand einer Bühnenproduktion

bist du nun zum Wesentlichen gelangt. Zu dir. Dass dies auch ein harter Weg war, ist klar. Das sind die Zeiten, in denen wir leben. Wer möchtest du werden? Du möchtest ein Weisheitscontainer werden! Der Container ist dein Körper. Das Geschehen fließt dazwischen, was geschieht aber da? Es ist das Erleben. In der Beratung stellst du Strukturen zu Verfügung. Die oder der Klient_in muss schauen, was sie sich aneignet. Was sie sich holt. Offen Dinge anbieten, sodass Resonanz entsteht, die das Gegenüber in Aktivität bringt. Die Herrin des Hauses sind wir alle selbst, sagst du, das müssen wir aber wieder erlernen. So entsteht Führungskompetenz, eine Nicht-Ausgeliefertheit an die vielen Faktoren, die inneren Anteile und Problematiken. Es gibt nämlich eine Meta-Position des eigenen Beobachters: Ja, Achtsamkeit was ist das?

Bemerken was ist, ohne Beurteilung, sagst du.

Wie inspirierend die Rückmeldungen vom Körper sein können, versuchst du auch zu vermitteln. Über den Körper kommt man an das Unbewusste heran. So können Veränderungen in Gang gebracht werden. Spielerisch, leicht, zart und freundlich.

Mit unserem Geschwätz überdecken wir das, was eigentlich gehört werden will. Und wenn wir das anhören, was wir da verdecken, sehen wir einen unglaublichen Reichtum. Die Menschen, die dir gegenüber sitzen, vermitteln dir vor allem Sehnsucht, oft Einsamkeit, weil das ein großes gesellschaftliches Thema ist. Du sitzt ihnen gegenüber und merkst, sie machen es hervorragend. Respektvoll spiegelst du ihnen ihre positiven Kräfte wider. Defizitdenken haben wir ohnehin genug erlernt. So bietest du an, aktiv, temperamentvoll, Spiele, Strukturen und Formen. Die Seele deines Gegenübers weiß genau, welche Informationen sie holen wird, um zu Wissen und Erkenntnis zu gelangen. Du bist eine mutige Frau.

Man und Frau möchte dir gerne gegenüber sitzen.

www.satzke.at

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