Aus der KulturPASSage
Dieser erwartungsvolle Titel des Kabarettprogramms der «Geschwester Lang» war verantwortlich dafür, dass ich wieder einmal das Werkl im Goethehof besuchte. Neben dem, bereits oftmals geschilderten, wunderbaren Ambiente im Werkl, ist dort beste Unterhaltung beinahe garantiert. Vorbildlich gibt man im Werkl Nachwuchskünstler_innen die Möglichkeit, sich einem kunst- und kulturinteressierten Publikum zu präsentieren.
Um diese Chance allen Gesellschaftsschichten zukommen zu lassen, erhielten wir für Augustin-Mitarbeiter_innen vom Organisator Mirza Prince Freikarten, von denen leider nur ganz wenige genutzt wurden. Dass Gratiseinladungen kaum wahrgenommen wurden, habe ich schon öfter erlebt. Das finde ich aus mehreren Gründen äußerst schade. Zum einen, weil ich dadurch möglicherweise in Zukunft um die kostenlose Konsumtion von Kunst und Kultur fürchten muss, zum anderen, weil es ein absolutes Versäumnis war, dieses Kabarettprogramm der Geschwester Lang nicht anzusehen.
Irene und Iris Lang haben in pfiffiger, kritischer und selbstkritischer Art das sehr ernste Thema von Trennungen und ihre Folgen, aber auch Beziehung grundsätzlich in satirischer Weise auf die Bühne gebracht, gespickt mit musikalischen Ausflügen. Texte und Musik aus ihrer eigenen Feder, dazu kann ich nur gratulieren.
Eine ehemalige Operetten-Soubrette wird von ihrem Mann wegen einer Zwanzigjährigen sitzen gelassen und ist voll von Vorwürfen und Rachegadanken. Durch die widerfahrene Kränkung bekommt sie psychische Probleme und muss sich einer Therapie unterziehen. Neben dieser professionellen Hilfe therapiert sie sich auch selbst und schiebt dabei ihr ständiges Schimpfen auf alle Männer auf ihre Tourette- Erkrankung. Z.B. finden zwei Frauen als Klinik-Clowns während einer OP das Herz des Patienten nicht und kommen zu dem Schluss: «Das ist kein Mensch, das ist ein Mann.» Einige Male während des Stückes bleibt einem das Lachen im Hals stecken, aber wenigstens wird die Trennung scheinbar nicht auf dem Rücken der Kinder ausgetragen. Das Thema Kinder wird in vielen Facetten behandelt, unter anderem wird uns anschaulich gezeigt, dass wir Erwachsene im Umgang mit Babys oftmals in deren Sprache verfallen.
In vielen Fallbeispielen widmet man sich bitterböse dem Thema Trennung, in diesem Programm aus der Sicht der Frau. Das meiste davon passt auf jede Trennung, unabhängig davon, wer schuldig oder leidtragend ist. Auch ich persönlich hatte einmal eine schwere Trennung, wo ich neben der seelischen Gesundheit auch finanziell alles verloren habe. Damals habe ich mich mindestens zwei Jahre lang in Selbstmitleid gesuhlt und hätte alleine, ohne fremde Hilfe, wahrscheinlich noch viel länger meine psychische Störung ausgelebt. Vieles Erlebte habe ich im Programm «Die Rache der Tourette-Soubrette» wiedererkannt, kaum ein mögliches Szenario Trennungen betreffend wurde von den Geschwestern Lang ausgelassen. Apropos Trennungsschmerz, wie nach jedem Besuch im Werkl war es auch diesmal so unterhaltsam und gemütlich nach der Vorstellung, dass es schwierig war, ein Ende zu finden und nach Hause zu gehen.
Rudi Lehner
INFO:
Geschwester Lang – Musikkabarett
«Die Rache der Tourette-Soubrette»
1. 10. um 20 Uhr in Mikes Werkstatt
Rasumovskygasse/Ecke Sigelgasse, 1030 Wien
11. 10. im Aera, Gonzagagasse 11, 1010 Wien
Weitere Termine und Info:
http://geschwesterlang.weebly.com
Facebook: /tourettesoubrette