Ausstellung: Otto Felix Kanitz und die Politisierung der Kleinen
Im August 1927 weiß das Vorarlberger Volksblatt Erschreckendes zu berichten: In der Nähe von Kiel habe eine Kinderrepublik stattgefunden, die Kinder nicht nur von Gott abbringen soll, sondern sie sozialistisches Liedgut und – noch viel schlimmer –demokratische Prozesse lehrt.
Foto: Archiv der Arbeiterjugendbewegung (Auf dem Weg nach Wien zum Internationalen Sozialistischen Jugendtreffen im Jahr 1929)
«Man kann sich unschwer ein Bild davon machen, was aus einer künftigen Generation werden muß, deren Seelen von Kindheit an durch das Gift einer solchen ‹Aufklärungspolitik› verdorben worden sind.»
Die Gründungsstätte des Verderbens hieß Gmünd. Hier wurde schon im Jahr 1919 die erste Kinderrepublik ins Leben gerufen. Begleitet wurde sie in zwei Turnussen à 700 Kinder von dem 25-jährigen Wiener Pädagogen Otto Felix Kanitz, einem katholisch erzogenen jüdischen Sozialisten, der übrigens wenig von Religion, aber noch weniger von ihrer Verspottung hielt. Zehn Jahre nach diesem erfolgreichen von Kindern gemachten Demokratieexperiment übernahm Kanitz die Organisation des Internationalen Sozialistischen Jugendtreffens, zu dem es 50.000 Teenies aus aller Welt nach Wien spülen sollte. Diesem Kanitz, dem von den Nazis nicht nur alle politische Bildung abgedreht wurde, sondern dessen ganzes Leben durch Mord im Lager Buchenwald zu Ende ging, widmet der Waschsalon im Karl-Marx-Hof von April bis Dezember eine Ausstellung.
Otto Felix Kanitz. Vom Kinderfreund zum Organisator des Jugendtreffens
Eröffnung: 10. April, 18.30 Uhr
Waschsalon Nr. 2, 19., Halteraugasse 7