Die Sau Belanglosigkeit durchs Dorf treibenArtistin

Literatur

Dass ein Roman von Lisa Eckhart, der die Eigentümlichkeiten der österreichischen Nachkriegszeit in der Provinz durchexerziert, Heimat- wie Anti-Heimatliteratur in ihre absurden Ecken verbannen muss, versteht sich für Kenner_innen wie Halbinformierte inzwischen von selbst. Bei Eckhart wird Erinnerung zum Geschichtsrevisionismus, Großmutterliebe zu neurotischem Feeding, der Dorfdepp bleibt der Dorfdepp und Dorfmatratze bleibt Dorfmatratze (auf dem Dorflattenrost).
Wer in den ersten beiden Teilen von Eckharts Großmutter-Biografie Figuren erwartet, bekommt Typen. Wer Szenen sucht, erhält Radikalanalysen einer Expertin für eh alles. «Erzählerisch herausgefordert und rhetorisch eingeschränkt, ist die Geheimnistuerei manchem das einzig verfügbare Stilmittel, um das Gegenüber bei Laune zu halten», vermerkt die Erzählerin und fährt das gegenteilige Programm: beginnt mit postnataler Verstopfung und endet mit dem gebackenen Kitz Gottes. Literarisch interessant ist vor allem der dritte Teil des Buches, in dem Eckhart ihrem überbordenden sprachlichen Talent gelegentlich zugesteht, was der Kabarettistin verboten ist: Zurückhaltung.

Lisa Eckhart: Omama
Zsolnay 2020
383 Seiten, 24 Euro

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