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Die Klimakrise trifft nicht alle gleich. Fast 4.000 Hitzetote hatten wir die letzten Jahre – besonders bei älteren Menschen und in Vierteln mit geringem Einkommen. Umweltfolgen belasten ärmere Haushalte wesentlich öfter. Feuchte, schimmlige Wohnungen betreffen Kinder und ihre Gesundheit in der Mindestsicherung. Lärm und Luftverschmutzung sind in Städten wesentlich höher dort, wo Leute mit weniger Geld wohnen. In den USA werden Mülldeponien oder Industrieanlagen verdächtig oft in Bezirken von Ärmeren errichtet, meist leben dort auch mehr Schwarze als Weiße. Und Heizkosten im kalten Winter samt teurem Wohnen sind für einkommensschwächere Personen überproportional hoch. Die Klimakrise verursachen auch nicht alle gleich. Reiche belasten die Umwelt deutlich mehr als Arme. Die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung verbrauchen viermal mehr an Ressourcen und Energie als die ärmsten zehn Prozent. Und sie tragen doppelt so viel zur Klimakrise bei wie die Mitte in Österreich.
Die drohende Klimakatastrophe trifft also Arme ärger als Reiche, gleichzeitig aber verursachen die Reichsten im Land die meisten Treibhausgase. Beide Tatsachen machen klar, dass Klimaschutz nur dann erfolgreich sein wird, wenn er einkommensschwächere Haushalte entlastet – und den Betroffenen nicht weitere Bürden auferlegt. Die Belastung geringerer Einkommen muss durch einen Ökobonus ausgeglichen werden. Da braucht es zielgerichtete Maßnahmen, damit Klimaschutz und CO2-Steuer nicht zu Lasten der Ärmsten erfolgen. (1) Aus den Einnahmen einer möglichen CO2-Steuer muss ein Ausgleich über einen Ökobonus als Direktzahlung an die privaten Haushalte finanziert werden. Das hilft den unteren Einkommen stärker als den oberen. Weiters können (2) ein «Mobilitäts-Bonus» für den Kauf von Tickets des
öffentlichen Verkehrs und ein «Wohn-Bonus» für Zuschüsse bei den Energiekosten positive Lenkungseffekte entfalten. (3) Muss all das eingebettet sein in Maßnahmen für Gebäudesanierung, Ausbau des öffentlichen Verkehrs und Unterstützungen für notwendige größere Investitionen wie zum Beispiel den Tausch des Heizsystems.
Bei den an Hitze Verstorbenen wissen wir, dass viele der Betroffenen einsam und isoliert
waren, es niemanden gab, der einmal vorbeischaute und fragte, wie es geht. Hier könnten wir in Grätzl-Teams investieren. Um eine Nachbarschaft in Schwung zu bringen, braucht es Personen, die das anstoßen, koordinieren und am Laufen halten. Solche Grätzl-Teams müssen finanziert sein, damit die Community-Arbeit wirkt. Oder: Am Land ist es für viele schwierig, wohin zu kommen – besonders für ältere Leute, für chronisch Kranke oder Armutsbetroffene. Für klimafreundliche Mobilität, Mitfahrgelegenheiten und alternative Formen öffentlichen Verkehrs gäbe es da viel zu tun. Das ist Arbeit, die viele als Einkommen brauchen, die gegen Einsamkeit und für die regionale Wirtschaft wirkt. Das sollte öffentlich (mit)finanziert sein.
In Frankreich hat sich mit den Gelbwesten-Protesten gezeigt, was passiert, wenn bei Besteuerung fossiler Energie kein sozialer Ausgleich stattfindet. Klimaschutz muss alle mitnehmen – gerade wenn sie geringe Einkommen haben. Klimaschutz wird nur dann erfolgreich sein und Akzeptanz finden, wenn er nicht sozial blind ist.