Die Tiefen des AlltagsArtistin

Stefanie Sargnagel und die Augustin-Kampagne

Den AUGUSTIN hat Stefanie Sargnagel schon als Teenie gekauft. Jetzt ist sie nicht nur drin, sondern auch bei der Kampagne dabei. Ruth Weismann hat die Kult-Autorin und lllustratorin in einer Margaretener Gemeindebaubäckerei getroffen.

Foto: Gerhard Schmolke

«Einziger von staatlichen Stipendien geförderter Troll.» Die Selbstbeschreibung von Stefanie Sargnagel auf Twitter fasst zusammen, wofür sie bekannt ist: Witzige, provokante Statements – und «Überlebende» einiger Online-Shitstorms (Stichwort «Babykatzengate»). Mit ihrer literarischen Welt – Facebook-Statusmeldungen, pointiert, feministisch, relevant, gesellschaftskritisch und direkt aus den subjektiven Tiefen des österreichischen Alltags – hat sie schon vier Bücher gefüllt, für mehrere Zeitschriften verfasste sie längere Texte, 2016 erhielt sie den Ingeborg-Bachmann-Publikumspreis.

Derzeit ist sie mit ihrem vierten Buch, Statusmeldungen (Rowohlt) auf Lesereisen. Und wer schon mal auf einer Sargnagel-Lesung war, weiß: Sie hat Talent zur Stand-up Comedienne. Zu lachen gibt es immer, auch wenn es um ganz andere Dinge geht als das, womit sie bekannt wurde: junge Frau, die viel sauft, dabei schräge Leute trifft und im Callcenter arbeitet. «Ja, ich finde es selber schade, dass das nicht mehr so ist und ich nicht mehr solche Begegnungen habe, aber ich kann mich deswegen auch nicht totsaufen. Ich trinke jetzt viel weniger, rauche nicht mehr und gehe wenig aus. In Klagenfurt, wo ich Stadtschreiberin war, da hatte ich das Gefühl, mir fehlt ein Einblick in die Stadt, dadurch, dass ich nicht in der Nacht herumkreu. Man lernt ja auch viel mehr, wenn man hört, was die Leute dann so reden, wenn sie betrunken sind. Geschichten, die man um vier Uhr früh im Beisl hört, die hört man sonst halt nicht. Aber man muss sich entscheiden.»

Entscheidung für Gesundheit also, und für den Biobäcker «Semmerl & Co» in einem Margaretener Gemeindebau, in dem wir uns zum Fotoshooting treffen. Die Entscheidung, bei der AUGUSTIN-Kampagne mitzumachen, fiel ihr nicht schwer: «Ich finde den AUGUSTIN sehr sympathisch, der gehört zur Wiener Stadtkultur. Und er hat etwas Humorvolles», sagt sie. Als Teenager war sie immer bei den AUGUSTIN-F13-Veranstaltungen, die fand sie charmant, und das «Kaputte» ist sowieso ihres, wie sie sagt. «Das war eine Zeit, wo ich gerade die Schule abgebrochen habe und ur viel Tagesfreizeit hatte. Da habe ich immer die Strawanzerinnen-Termine angeschaut, um zu wissen, was gratis ist.» Inzwischen steuert sie sogar selbst zur Strawanzerin bei: Abwechselnd mit anderen illustriert sie deren Cover.

Apropos Termine: JA EH! Beisl, Bier und Bachmannpreis – das Stück von Stefanie Sargnagel und Voodoo Jürgens – läuft noch im Rabenhof, nächstes Mal am 18. April. Das nächste Projekt der Künstlerin, die Zeichentrick-Webserie Die normale Show, die von Adnan Popović animiert wird, soll übrigens per Crowdfunding finanziert werden: www.startnext.com/die-normale-show.

 

Hintergrund der Kampagne

Wir möchten daran erinnern, wie wichtig es ist, den AUGUSTIN zu kaufen, und warum unsere Straßenzeitung nicht gratis ist.

Der AUGUSTIN ist ein UNABHÄNGIGES Sozial- und Medienprojekt:

➤ ZUM EINEN bieten wir Menschen, die aus verschiedenen Gründen vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen sind, die Möglichkeit, durch den Verkauf der Zeitung (1,25 Euro bleiben dem_der Verkäufer_in) ihre Not zu lindern, und einen sozialen Kontext, in dem die rund 450 Verkäufer_innen persönliche ­Unterstützung in Anspruch nehmen können, siehe Chor, Fußball, Theater, Rechtsberatung, D-Kurse, Amtswege, Schuldenregelungen u. v. m.

➤ ZUM ANDEREN bieten wir mit unseren Redaktionsteams (Zeitung, ­Radio, TV) einen journalistischen Blick in die Welt der Unterprivilegierten und informieren 14-tägig über das politische und kulturelle Geschehen mit Wien im Fokus.

Wir erhalten keinerlei Subventionen und auch keine Presseförderung.

Das ist doch 2,50 Euro wert, oder?