Die verwandelte BäckereiDichter Innenteil

Es war einmal eine Bäckerin namens Valerie. Die Menschen in ihrem Land lebten in bitterer Armut. Den Reichtum, den der fruchtbare Boden produzierte, verschlangen das Heer und die ständigen Kriege. Valerie verdiente nicht einmal genug, um sich das Brot zu kaufen, das sie tagtäglich buk.

Am Abend zwang ihre Chefin sie, das alte Brot hinter der Bäckerei zu entsorgen und mit Wasser zu überschütten, damit es niemand stehlen konnte. Für ihre Familie, Valerie hatte fünf Brüder und Schwestern, versteckte sie immer etwas Brot unter ihrem Kleid. Am Heimweg litt sie Kummer, weil die Menschen auf den Straßen sie ausgehungert um eine Gabe anflehten und sie nichts geben konnte, sie hatte gerade genug für ihre Geschwister. Sie selbst lebte von den Krümeln, die beim Backen abfielen.

Zuhause las Valerie und rechnete an einem Tischlein in einer Ecke der Stube. Besonders liebte sie es, über neue Maschinen zu lernen. Sie besaß etwas Werkzeug und hatte schon einige Apparate erfunden, die ihrer Familie das Leben erleichterten. Ein Gerät beheizte den Kachelofen, damit er die Stube gleichmäßig wärmte und weniger Holz verbrauchte. Im Garten hatte sie eine Bewässerungsanlage gebaut, sodass die Pflanzen besser wuchsen. Im Herbst teilten sie die Ernte mit ihren Nachbarinnen und Nachbarn.

Valerie las diesen Abend ein Buch über Backmaschinen und hatte eine Idee, wie sich die Produktion in der Bäckerei erheblich steigern ließe. Durch eine Anpassung am Ofen in Kombination mit einer einfach herzustellenden Maschine, würde die Bäckerei mit weniger Arbeit mehr Brot produzieren. Da kam Valerie ins Grübeln. Ich könnte die Maschine bauen, aber was hätte ich davon? Die Einzige, die davon profitieren würde, ist meine Chefin. Wir backen genug Brot, aber die Menschen können es sich nicht leisten. Meine Arbeit wäre dann nicht mehr gefragt, vielleicht würde ich meine Stellung verlieren und meine Familie würde noch ärger hungern als jetzt.

Andererseits wollte Valerie nicht glauben, dass diese Entdeckung nicht dazu beitragen konnte, das Elend der Menschen zu lindern. Diese Zweifel schleppte sie tagelang mit sich herum, bis ihr der rettende Gedanke ein Lächeln aufs Gesicht zauberte. Was, wenn sie eine eigene Bäckerei aufmachte? Zwar konnte sie sich keinen Raum, keine Angestellten und kein Mehl leisten, aber wenn alle zusammen halfen, würden sie es schaffen. Valerie musste nur schwören, dass das Brot der verwandelten Bäckerei allen gehören würde. Weil sie das ehrlich sagen konnte, halfen ihr die Bewohnerinnen und Bewohner des Landes und bald hatte sie zusammen, was sie brauchte.

Die Bäckerei lief gut und Valerie verheimlichte die Baupläne ihrer Maschinen nicht. Zum Backen wurde sie nicht mehr gebraucht, also zog sie durch die Landen und half den Menschen, Bäckereien zu bauen. Und es blieb nicht dabei: Die Menschen machten Webereien auf und Schusterwerkstätten, Großküchen und Brauereien.

So kam es, dass niemand mehr für den Sold kämpfen wollte, den die Präsidentinnen und Präsidenten der Länder ihnen boten. Die Menschen hatten, was sie brauchten, und hassten nicht mehr diejenigen, die mehr hatten als sie, und schon gar nicht jene mit weniger.