Musikarbeiter unterwegs … im Proberaum beim geilsten Scheiß
Monkeys of Earth formierten sich während eines Bandprojekts von integration wien. Mit harter Musik lassen sie es ordentlich krachen. Von Rainer Krispel (Text) und Mario Lang (Foto).
Als ich den Proberaum im t-on in Naschmarktnähe betrete, in dem sich die Band Monkeys Of Earth regelmäßig einmal wöchentlich einmietet, ist sie im Quartett gerade voll bei der Sache. Mit genüsslicher Inbrunst zelebriert die Band ihren «Theme Song», Monkeys für Gleichberechtigung. Ron spielt nicht nur seinen Bass mit akkuratem, scharfem Nachdruck, den expliziten Text interpretiert er mit ebensolcher Entschlossenheit. Beim Refrain «Monkeys of Earth – der geilste Scheiß auf dieser Welt/denn Gleichberechtigung ist, was zählt/das ist ein geiler Shit/Und jeder macht gleich mit» unterstützt ihn Manu, die sonst hauptsächlich für die Vocals zuständig ist, gekonnt und stimmkräftig. Laura, die im Blindeninstitut zu spielen begann, wechselt zwischen Klavier und Keyboard, am Schlagzeug sitzt heute Antti Kaikkonnen, der als Freizeitassistent bei integration wien arbeitet, einem Verein, der vielfältige Angebote für Menschen mit Behinderung betreibt. Beim Bandcoaching der Monkeys Of Earth hilft ihm sein Kollege Eugen Luz. Der Sound ist dicht und souverän, es fällt nicht weiter auf, dass nicht nur der eigentliche Drummer Joe die heutige Probe auslassen muss, sondern auch Gitarrist Philipp. Ron erweist sich in einer kurzen Probepause als outspoken und unmittelbar charmantes Sprachrohr der Band. «Inklusion sichtbar machen und sie leben», umreißt er einen ganz zentralen Aspekt dessen, was die Monkeys Of Earth so beseelt und beherzt tun. Seit 2016 existiert die Band, diesen Sommer feierten sie beim Volksstimmefest einen ihrer bislang denkwürdigsten Auftritte.
Monkeys together outrageously.
Die musikalische Stoßrichtung der Monkeys ist dabei ganz klar Punk und Metal, unter anderem interpretieren sie Songs von Metallica, den Scorpions oder den Ramones. Erst unlängst haben sie ihrem Repertoire bei einem Bandwochenende in Kärnten zwei weitere eigene Stücke hinzugefügt. Eines davon bekomme ich prompt zu hören. Der Hausmeister-Rap erfährt dabei durch eine vokalistisch entfesselte Manu eine spontane, begeisternde Erweiterung – im Hip-Hop sagen sie «Freestyle» dazu – in Richtung der Gattung Bademeister, die dem Vernehmen nach ihren an Haus und Hof gebundenen Kollegen bezüglich Kontrollzwang in wenig nachstehen. Was unweigerlich den wachen Widerstandssinn der entfaltungsfreudigen Monkeys reizt. Der sucht sich aber gerne noch weit lohnendere und dringendere Ziele, so werden im schon erwähnten «Monkeys für Gleichberechtigung» Politiker_innen ungeniert mit jenen animalischen Wesen gleichgesetzt, die in Orwells Farm der Tiere gerne noch gleicher wären als alle anderen. Der Widerstand gegen Ungerechtigkeiten, nicht nur in eigener Sache, liegt den Monkeys eben sehr am Herzen. Ron: «Wir reißen generell gerne das Maul auf, weil wir uns nicht so entfalten können, wie es sich eigentlich gehört. Wir zeigen auf!» Das Aufzeigen betreiben sie neben eigenen Songs eben mit gekonnten Coverversionen, die selbst schwierige Lieder der Unerträglichkeit zu entreißen vermögen. Wie etwa den Balladen-Hadern Wind of Change, der in ihren Händen etwas von einer möglichen Würde zurückbekommt. Dass Headbangen frei in der Birne macht, unterstreichen sie mit ihrer Leseart von Highway to Hell, der die unkaputtbare AC/DC-Großtat auf eigene Art sehr scharf würzt. Ich bekomme noch ein Lied mit dem Titel In the Shadows zu hören, abermals sehr, sehr leiwand. Als ich angetan auf die Frage, von wem der Song ist, die Antwort «Rasmus» bekomme, bin ich doch etwas verblüfft, hatte ich die doch als eher vernachlässigbare Band abgespeichert. Die «YouTube-Fanatiker» (O-Ton Ron) ziehen sich die ausgewählten Lieder über besagten Kanal hinein, dann tun sie damit leidenschaftlich im Kollektiv das Ihrige.
Hallo Donnerstag!
Als Live-Act reüssieren sie in den unterschiedlichsten Kontexten, vom Volksstimmefest war schon die Rede, ein weiteres Highlight war die Beschallung und Agitation der Powerparade, die heuer erstmalig als Wiener Version der US-amerikanischen disability pride parades stattfand. Ron sieht sie aber auch selbstbewusst am Donauinselfest, beim Nova Rock oder auf der Open-Air-Bühne der Arena, und, no na, recht hat er! Sehr taugen – und ausgezeichnet passen! – würde den Monkeys Of Earth ein Auftritt im Rahmen der Donnerstagsdemos, sollten Menschen aus deren Organisationsteam dies lesen – please, get in touch! Schließlich fühlen sie sich in einem Zusammenhang mit all jenen Menschen, denen diese Regierung mit ihrer schamlosen Umverteilung nach oben und Lebenserschwerung/verunmöglichung nach unten stinksauer aufstößt. «Es ist so – dass so viele Menschen leiden müssen/Wir wären froh – wenn die Reichen teilen müssen.»