Mara Mattuschka inszeniert im TAG dieses Stück, sehr frei nach dem Original von Oscar Wilde Das Bildnis des Dorian Gray. Ich gebe zu, ich habe dieses Buch nie gelesen, aber die Verfilmung mit Helmut Berger in der Titelrolle kenne ich. Er spielt dort einen skrupellosen Playboy im Jetset der damaligen Zeit, der immer jung bleibt, während sein Porträt altert.
Interessiert, wie Mara Mattuschka die Geschichte anlegt und ob Parallelen zu erkennen sind, war ich Beobachter in dieser Aufführung. Mattuschka legt die Handlung als Satire an, als einen Mix aus menschlicher Inszenierung, Angst vor dem Scheitern, dem Verlieren von Besitz, aber auch der Angst vor der Einsamkeit. Auch das daraus resultierende moralische Fehlverhalten wird zum Thema gemacht. Sehr schrill, teilweise surreal wird Kritik geübt an der Scheinwelt, in der sich Künstler_innen bewegen. Dargestellt werden Streit, Rangeleien, die freie, ausschließlich körperliche Liebe. Wie in einer Zauberwelt agieren die handelnden Personen alle gemeinsam auf der Bühne, manchmal auch in leeren Bilderrahmen.
Dieses intensive Treiben auf der Bühne hat mich persönlich ein wenig nervös gemacht, einige Sequenzen waren mir zu unübersichtlich. Ich möchte aber dem Ensemble des TAG gratulieren, schauspielerisch famos! Ganz amüsant fand ich, dass in dieser ausgelassenen Atmosphäre die Frage aufgetaucht ist, ob jenes Kunstwerk, welches jeder gerne besitzen möchte, überhaupt existiert. Der Zuseher ist dazu angehalten, darüber nachzudenken, was ist Kunst, was ist Kunst wert, bzw., wer bestimmt den Wert von Kunst, was ist der Mensch in diesem Spiel wert? Reicht es tatsächlich aus, ein Gerücht in die Welt zu setzen und damit die Gier der Menschen zu schüren? Das Stück von Mara Mattuschka zeigt, neben der Darstellung eines oberflächlichen Künstlermilieus, dass diese Oberflächlichkeit leider in allen Gesellschaftsschichten Einzug gehalten hat. Die Manipulation trifft scheinbar nicht mehr nur die «kleinen Leute».
Theater an der Gumpendorfer Straße
6., Gumpendorfer Straße 67
dastag.at