An manchen Hundstagen hilft in meiner Wohnung nur, die Fenster zu verhängen und die Wohnungstür eine gewisse Zeit zum kühlen Stiegenhaus hin offen zu lassen. Was ich nicht bedachte, in so einem Fall kann es auch erforderlich werden, die Wohnung zu verlassen.
Grafik: Anton Blitzstein
«Kommen Sie heraus und legen Sie die Waffen nieder!!», drang schrilles Geschrei aus dem Vorzimmer zu mir. Verdammte Sch…, was ist das jetzt?! Aus dem Dunkel wurden die Umrisse zweier Polizisten ersichtlich, von ihren vorgestreckten Armen blitzte Metall auf. Was mach ich bloß, was hab ich nur verbrochen? Ich ging immer davon aus, wenn ich schon einmal in den Waffenlauf eines schießwütig aussehenden Staatsorgans blicken muss, dann will ich vorher auf meine Rechnung kommen und was Ordentliches verbrochen und dabei Spaß gehabt haben.
Ich knipste das Licht an und erblickte in ihren Gesichtern den Ausdruck von Leoparden kurz vor dem Angriff. Doch nun wurde der Zugang zur Situation auf niveauvolle Weise grotesk. «Was machen Sie hier?», wurde ich mit der Kernfrage der Philosophie des Seins konfrontiert. Von solcher intellektueller Substanz überfordert, stammelte ich: «Ich, ich wohne hier.» Von dieser argumentativen Schärfe überrascht, kniff einer der beiden die Augenbrauen zusammen, und verlangte meinen Ausweis. Schließlich der übliche Amtsablauf. Telefonischer Datencheck. Nun war ich erstmal aus dem Gröbsten heraußen.
Schließlich ließ es sich nicht vermeiden, die beiden Herren nach dem Grund ihres überraschenden Besuchs zu fragen. Die Erklärung war für mich zweifellos einleuchtend. Meine Tür sei offen gestanden und auf dem Boden lagen ein Paar Schuhe verstreut. Ein Nachbar habe die Polizei verständigt, denn das seien klare Indizien für einen Wohnungseinbruch. Erst jetzt wurde mir klar, dass in meiner Wohnung jeden zweiten Tag eingebrochen wurde. Bei solch zwingenden Beweisen erschien mir jede Diskussion überflüssig.
Ich sagte bloß: «Sie müssen aber viel zu tun haben, wenn Sie bei jeder offenen Tür so vorgehen.» «So sind die Vorschriften», erwiderte der Jüngere der beiden und musterte mit strengem Blick jedes Detail meines Zimmers. Schließlich muss er wohl eingesehen habe, dass es bei dieser Hitze sinnlos ist, nach Schnee zu suchen. So polternd sie eingedrungen waren, so lautlos drehten sie sich um und gingen zur nächsten Amtshandlung über.