Drei Erkenntnissetun & lassen

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«Reiche werden reicher.» «Soziale Ausgrenzung steigt.» «Einkommensarmut sinkt.» Das waren Schlagzeilen in den Tageszeitungen der vergangenen Tage.Zumindest die beiden letzten Schlagzeilen scheinen widersprüchlich. Sind sie aber im Detail nicht. Drei Schlüsse können wir aus dem kürzlich präsentierten Sozialbericht ziehen. Die bedrückenden Lebenssituationen steigen. Der Sozialstaat bremst die sozialen Folgen der Krise. Und: Es gibt eine äußerst hohe Konzentration des Vermögens ganz oben.

Zum Ersten: Bedrückende und ausgrenzende Lebenssituationen steigen. Die manifeste Armut und die Dauer der Armut nehmen zu. Wachsende Ausgaben in den zentralen Positionen Wohnen, Energie und Ernährung machen große Probleme, gesundheitliche Beeinträchtigungen und psychische Erkrankungen, schlechte und prekäre Jobs, Einsamkeit und Beschämung machen einer wachsenden Zahl von Mensch en zu schaffen. Einschränkung in zentralen Lebensbereichen heißt: Die Betroffenen können abgetragene Kleidung nicht ersetzen, die Wohnung nicht angemessen warm halten geschweige denn unerwartete Ausgaben tätigen. Außerdem sind arme Menschen häufiger krank und leben in feuchten, schimmligen Wohnungen, weil beispielsweise das Geld für eine Wohnraumsanierung fehlt. Chronische Armut nimmt Zukunft. Menschen, die am Limit leben, haben geringere Aufstiegschancen. Ihre Zukunft wird von der sozialen Herkunft bestimmt. In Österreich haben Kinder armer Menschen eine schlechtere Chance auf eine gute Ausbildung der soziale Status der Eltern beeinflusst in den meisten Fällen die Bildungs- und damit die Einkommenschancen der Kinder. Da gibt es ordentlich was zu tun, um die Systeme der Armutsproduktion auszuheben: leistbares Wohnen, Arbeit von der man leben kann, Schule, die nicht aussondert, soziale Dienstleistungen, die entlasten und aufhelfen.

Die zweite Erkenntnis: Sozialstaatliche Instrumente können soziale Folgen der Krise bremsen. Die Haushalteinkommen bleiben in Österreich insgesamt stabil. Die Einkommensarmut wird sogar reduziert. Das ist sehr ungewöhnlich im Vergleich zu anderen europäischen Staaten. Ohne Sozialleistungen wären auch mittlere Haushalte massiv unter Druck und stark abstiegsgefährdet. Im Gegensatz zu Deutschland ist die Einkommensmitte in Österreich wesentlich stabiler. Was wir bei der Einkommensmessung aber nicht sehen, sind die Ausgaben. Besonders die Bereiche Wohnen, Energie und Ernährung sind inflationsbedingt am stärksten gestiegen. Das sind genau jene Ausgaben, die bei einkommensärmeren Haushalten den größten Teil des Monatsbudgets ausmachen.

Und drittens: Es zeigt sich eine äußerst hohe Konzentration der Vermögen ganz oben. Die obersten 5 Prozent besitzen die Hälfte des gesamten Vermögens, die untersten 50 Prozent gemeinsam bloß 4 Prozent. Erben ist eine der wichtigsten Vermögensquellen. Die Nationalbank weist darauf hin, dass Besitzer hoher Geldvermögen nur eingeschränkt erfasst werden. Die tatsächliche Ungleichverteilung ist demnach noch viel größer. Hier gibt es keine Mitte. Die Hälfte der Bevölkerung ist «vermögensarm», der Rest des Vermögens ist konzentriert ganz oben.

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