Drei Punkte für den Schönbornparkvorstadt

Jahrgang 2008 – Der Beserlpark-Report damals und der Schönbornpark heute

In einer zehnteiligen Serie, dem Beserlpark-Report, nahm im Jahr 2008 der Augustin Parkanlagen in Wien unter die Lupe, die entweder abseits oder versteckt liegen. Von diesem Report angesteckt, schaute sich Reinhold Schachner sieben Jahre später einen Park an, der zwar zentral und gar nicht versteckt liegt, aber trotzdem vielen nicht richtig präsent ist. Aber wie lange noch …?

Foto: Irmgard Derschmidt

Drei Serien wurden im Jahrgang 2008 im Augustin lanciert, die im weitesten Sinne von Stadtarchitektur handelten. «Wiens Fußballplätze» von Wenzel Müller wird nach wie vor in loser Folge publiziert. Mit «Wiener Vergehen» wurde die Serie von Doris Kittler betitelt, welche (zweifelhafte) städtebauliche Veränderungen festhielt. Und schließlich begleitete uns 2008 der «Beserlpark-Report». Walpurga Eder suchte dafür Wiener Parks auf, die nicht im Reiseführer zu finden sind. – Als Serviceleistung für Augustin-Leser_innen gewissermaßen.

Im Prolog zum Beserlpark-Report konstatierte die Autorin, dass der Park im Gegensatz zu anderen öffentlichen Plätzen (noch) ein Freiraum sei, wo sie wähle könne, «ob ich sitze, liege, gehe oder turne, quatsche, schmuse, beobachte, esse, schlafe, musiziere, jongliere oder ob ich einfach nur so dasitze und in meinen Gedanken versinke».

Für die Allgemeinheit

Und als solch Freiraum wird gerade der Schönbornpark im achten Bezirkes neu aufgestellt. Anrainer_innen erzählten dem Augustin, dass er immer schon angenommen wurde, doch er dürfte gegenwärtig einen Aufschwung erleben. Dieser rund 10.000 m² große Park gilt neben dem Stadtpark als älteste öffentliche Gartenanlage der Stadt Wien. 1862 erwarb um 188.000 Gulden die Stadt das Gartenpalais Schönborn in der Laudongasse samt Parkanlage und öffnete diese rasch für die Allgemeinheit, wie Christine Klusacek und Kurt Stimmer in ihrem Buch «Josefstadt. Beiseln, Bühnen, Beamte» schreiben.

Zehn Jahre später mietete sich ins Palais die Hochschule für Bodenkultur ein, zwischenzeitlich wurden dort juristische, städtische und militärische Einrichtungen untergebracht bis 1920 der immer noch aktuelle Mieter, das Museum für Volkskunde, seine Pforten auf der Laudongasse 15–19 öffnete.

In der aktuellen Diskussion um den Schönbornpark spielt auch das Volkskundemuseum eine Rolle. Matthias Beitl, der Direktor des Hauses, erzählt mit einem schmunzelnden und stolzen Lächeln, dass das Volkskundemuseum wohl das einzige Museum in Wien sei, das eine öffentliche Toilette anbiete. Hintergrund: Im Park wird nämlich gerade die Toilettenanlage renoviert und das Museums-WC dient daher als Ersatzabort. Ein Aspekt, der neben anderen das Museum zur «Passage», wie es Beitl ausdrückt, werden ließ, die eine kostenlose Infrastruktur anbiete, angefangen von Ausstellungen bis eben hin zur Toilette. Seit April dieses Jahres werde nämlich dank eines Sponsors kein Eintritt mehr fürs Haus verlangt und vor genau einem Jahr habe man sich dafür entschieden, den Durchgang zwischen Floriani- und Laudongasse zu öffnen. So kann man nun täglich außer montags (Schließtag des Volkskundemuseums) via Schönbornpark und Gartenpalais von zehn Uhr morgens bis zehn Uhr abends diese Verbindung nutzen. Anders ausgedrückt, Jogger_innen treffen somit auf Museumsbesucher_innen, was der Direktor ausdrücklich begrüßt.

Eine weitere Fraktion, die für eine Belebung des Schönbornparks sorgt, ist das Team vom «dotdotdot»-Kurzfilmfestival. In den letzten Jahren bespielte es noch unter dem Namen «Espressofilm» den Garten des Museums, doch mit der Neukonzeption wird der gesamte Schönbornpark laut dem Motto «Be park of it» miteinbezogen. Lisa Neumann, die Festivalleiterin über das Motiv, auch in den Schönbornpark hinauszugehen: «Wir wollen Denk- und Gesprächsräume öffnen und brauchen dafür tatsächlich einen weiteren Raum und betrachten daher den Schönbornpark als Vorgarten zum Filmaufführungsort. Davon abgesehen geht es natürlich auch darum, Stadtraum zurückzuerobern.» Während des rund zweimonatigen Festivals werden freitags im Park Workshops abgehalten und sonntags wird zum Picknick geladen, wo in lockerer Atmosphäre, also ohne Moderation, wie Lisa Neumann explizit erwähnt, u.a. mit Festivalteilnehmer_innen geplaudert werden kann.

Politische Einigkeit?

Auch auf politischer Ebene ist das Potential des Schönbornparks schon längst zum Thema geworden. «Die drei relevanten Parteien im Bezirk, also ÖVP, Grüne und SPÖ», verrät ein mit der Josefstädter Bezirkspolitik Vertrauter, der seinen Namen nicht im Augustin lesen möchte, «wollen im Prinzip dasselbe, einen neu gestalteten Park, das Konzept dafür ist sogar schon veröffentlicht». Nur im Tempo der Umsetzung würden sich die Geister unterscheiden, weil die Neugestaltung mit enormen Kosten verbunden seien, so der Insider und fügt hinzu, «bis zur Wahl im Herbst wird sich vorerst gar nichts tun». Aber es hat sich schon was getan, das dotdotdot-Festival ist eingezogen, die Einfriedung ist bereits aufwendig renoviert worden und die Jugendstil-Toilettenanlage ist auch schon Baustelle.

Info

Das Kurzfilmfestival «dotdotdot» (mit Kinderwochen) findet von 11. Juli bis 6. September im Garten des Volkskundemuseums und im Schönbornpark statt.

www.dotdotdot.at

www.volkskundemuseum.at

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