Dziga Vertov online – Bilder aus der Frühzeit der SowjetunionArtistin

Aus der KulturPASSage

Diesmal stöberte ich im Online-Archiv des Filmmuseums, das über eine Sammlung des russisch-jüdischen Dokumentarfilmers ­Dziga Vertov verfügt, die es seit den 1960ern mit aufgebaut hat. David Abelevič Kaufman, wie er mit bürgerlichem Namen hieß, war einer der Pioniere des modernen Kinos und verschmähte den inszenierten Film mit Schauspieler_innen, der ihm als zu bürgerlich erschien. Online zu sehen sind seine als ­Wochenschauen produzierten Filmserien Kinonedelja und Kino-Pravda. Ich entschied mich für die 22 Folgen Kino-Pravda, die die frühe Sowjetunion von 1922 bis 1925 aus seiner Sicht wiedergibt. Am schockierendsten waren für mich die vielen hungernden Kinder, die er abgebildet hat. In Russland herrschte von 1921 bis 1922 eine große Hungersnot, an der viele Menschen starben. Glücklicherweise sind wir mittlerweile in Europa nicht mehr mit ausgemergelten Kindern konfrontiert, die Krümel suchen und essen oder weggeworfene Knochen abnagen. Abseits der Filme ist eine opulente Sammlung an Schriften, Pressedokumenten und Fotos vorhanden. Diese erwies sich für mich als interessanter als seine Filme. Auch wenn Stummfilme vermutlich nicht zu meinen Lieblingsfilmen werden, fand ich es doch sehr interessant, in die Geschichte Russlands einzigartige Einblicke zu bekommen, abseits der Propagandafilme der ­Sowjetunion. Danke Filmmuseum für einen Hauch Kultur auf meiner wegen der 2G-Regel mittlerweile langen Durststrecke.

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Foto: © Österreichisches Filmmuseum